Kutterhafen Wremen

Die Sielhäfen der zählen wie der Wind, der Gang der Gezeiten und das kreischen der Möwen zur Folklore an der Nordseeküste. Der Wremer Hafen ist der älteste und südlichste an der Wurster Küste. Der Kutterhafen ist touristisches Zentrum, Hauptsehenswürdigkeit sowie Wremens Tor zur Weser-, Nordsee und zur Welt. Neben seiner Funktion als Anlegeplatz für Sport- und Freizeitboote, ist er noch immer Heimathafen von einigen Berufsfischern. An der Ausfahrt des Hafens steht das Wahrzeichen Wremens, der Leuchtturm Kleiner Preuße, sowie am Nordpier das Siebhaus. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens liegt das Strandbad.

Sielhafen am Wattenmeer

Grundlage des Hafens ist das Wremer Siel. Hier mündet die Wremer Wasserlöse, ein Entwässerungskanal, in die Nordsee. Dort setzt sie sich als Priel, dem Wremer Tief, im Wattenmeer fort. Das Siel dient der Entwässerung des Marschlandes, welches ansonsten nicht landwirtschaftlich nutzbar wäre. Bei Hochwasser ist es geschlossen und verhindert das Eindringen von Meerwasser ins Landesinnere. Bei Niedrigwasser kann das Wasser ins Meer abfließen. Es spült den  abgelagerten Schlick fort und hält die Fahrrine offen. Ähnliche Siele finden sich entlang der gesamten Nordseeküste, häufig auch in den Ortsnamen wieder, vor allem in Ostfriesland.

Tideabhängiger Kutterhafen

Wremen Weser Hafen Strand Campingplatz
Wremen von der Außenweser aus gesehen. Links der kleine Preuße, daneben der Granatkutterhafen und ganz rechts, auf dem Deich, das Hotel Deichgraf und der Wremer Badestrand.

Der Wremer Hafen unterliegt den Gezeiten der Nordsee. Der mittlere Tiedenhub, die Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser, liegt am Wremer Tief bei mehr als 3m. Der Kutterhafen kann daher nur Gezeitenabhängig genutzt werden. Bei Ebbe fallen sowohl Hafenbecken als auch Fahrrinne fast trocken. Der Anblick der auf den schlickigen Grund des Hafenbeckens liegenden Boote und Kutter ist für Ortsfremde durchaus ungewöhnlich, aber typisch für die Wurster Küste und ein gehöriges Stück Nordseefolklore. Nordsee ohne Gezeiten? Unvorstellbar!

Bedeutung des Wremer Hafens

Schon immer war der Hafen am Wremer Tief von Bedeutung für das Land Wursten. Als Fischereihafen, einstmals auch als Umschlagplatz für Massengüter, Landwirtschaftliche Produkte und Baumaterial. Vor allem während der Französischen Besatzung, Anfang des 19. Jahrhunderts, auch für Schmuggelware.

Die Blütezeit des Hafens war das 19. Jahrhundert. 1838 hatten hier 15 Watt- und Flussschiffe ihren Heimathafen, zwischenzeitlich auch Walfänger.
Mit dem Wachstum der Schiffe sank auch der Stern des Hafens. Seit Beginn des 20. Jahrhundert werden in Wremen keine Waren mehr umgeschlagen. Auch die Seenotrettungsstation wurde um 1950 aufgegeben. Den Platz übernahm die Krabbenfischerei, die in Wremen, seit ca. 1900 vom Kutter aus betrieben wird. In der Hochzeit machten in Wremen 12 Krabbenkutter fest. Mit der Geschichte setzt sich das in Wremen ansässige Museum für Wattenfischerei auseinander.

Bau des Grauwallkanals und Auswirkungen auf den Hafen

1962 begann der Bau des Grauwallkanals.  Ziel war eine verbesserte Entwässerung. Vor allem in den alten, tiefgelegen Marschgebieten am Geestrand, dem Sietland, kämpfte man immer wieder mit Überschwemmungen. Über den Grauwallkanal sollte fast das gesamte Wasser über das Weddewarder Siel abgeleitet werden. Die Siele in Wremen und Dorum wurden geschlossen. Die Häfen an den ehemaligen Siele  verschlickten. Schließlich wurde das Wremer Siel erneuert verlor aber einen großen Teil seines Einzugsgebietes. Der Ebbstrom aus den Binnenland blieb zu schwach um den, bei Hochwasser abgelagerten, Schlick aus dem Hafenbecken spülen.
Erst mit der In Betriebname des Mahbusens, 2002, fand eine Lösung.Bei Flut strömt Meerwasser in einen künstlich angelegten Teich hinter dem Deich, welches bei Ebbe in die Nordsee entlassen wird, den Schlick aus dem Hafen spült.

Der Wremer Hafen Heute

Neben seiner touristischen Bedeutung ist der Hafen von Wremen heute vor allem ein Kutterhafen. Derzeit sechs Krabbenkutter stellen von hier aus den Schalentieren in den Wattgebieten zwischen Weser- und Elbmündung nach. Inzwischen kann man, ohne Zwischenhändler, direkt am Nordpier, Granat direkt vom Kutter kaufen – frischer geht’s wirklich nicht. Aber auch an den Fischbuden an der Kaje oder beim Großhändler Krabben Böger im Ortszentrum sind die Krabben kaum weniger frisch. Auf der Wiese vor dem Nordpier liefern Schautafeln einige interessante Informationen zu den Kuttern, die in Wremen ihren Heimathafen haben. Neben den Fischern dient der Hafen heute auch Sportboot- und Freizeitkapitänen als Anlegeplatz.

Rund um den Hafen

Abgesehen von den Berufsfischern ist  der Kutterhafen heute vor allem ein Ziel von Touristen und Naturfreunden, vor allem im Sommerhalbjahr. Rund um den Hafen erstreckt sich der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, Weltnaturerbe der Unesco, mit seinen Salzwiesen und endlosen Wattflächen.
Am Südpier finden sich einige Imbissbuden, natürlich mit dem Schwerpunkt Fisch. Neben diversen Fischbrötchen gibt es hier auch frischen Granat, angelandet, gleich gegenüber. Dazu reichlich Sitzgelegenheiten und zuletzt auch ein Schitthus mit Blick auf den Hafen. Ein Eiswagen würde das ganze noch abrunden. Wer die mobilen Buden etwas unromatisch und provisorisch findet sei daran erinnert, das wir uns hier im Deichvorland befinden. Im Winterhalbjahr heisst es hier regelmäßig Land unter. Dann liegt der Kutterhafen im Winterschlaf – was durchaus aus seine Reize hat.

Leuchtturm Wremen Wurstern Nordseeküste
Der Leuchtturm Kleiner Preuße ist das Wahrzeichen von Wremen und steht direkt am Wattenmeer, an der Ausfahrt des Wremer Kutterhafens.

Leuchtturm, Siebhaus und Badestrand

Hauptattaktion und meistfotografiertes Motiv am Kutterhafen ist wohl der Kleine Preuße. Der Leuchtturm kann besichttigt und bestiegen werden. Zwischen Hafen und Leuchtturm liegt das Siebhaus, heute ein beliebtes Café. Dazu, gleich hinterm Deich, die Wremer Fischerstube. Auf der anderen Seite des Hafens liegt das Wremer Strandbad. Ein großer Gründstrand mit nordseetyypischen Strandkörben und Wasserrutsche. Bei Niedrigwasser sind Wattwanderungen möglich.

Ich  halte mich zu jeder Jahreszeit gerne hier auf. Ob zum Füße vertreten, für ein Kilo Nordseekrabben oder einfach nur um mir frische Seeluft um die Nase wehen zu lassen oder den Blick auf den Horizont zu genießen. Der Deich, samt Treibselräumweg ist in beiden Richtungen ein toller Wanderweg. Vielleicht einer der schönsten Plätze an der Wurster Nordseeküste.

siehe auch:


Wremen-BannerÜbersichtsseite Wremen


Wurster-Nordsee-KüsteÜbersichtsseite Wurster Nordseeküste


Verweise:

19 Antworten auf „Kutterhafen Wremen

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  1. Wremen war doch sicher auch von der Kontinentalsperre durch Napoleon betroffen. Gibt es heute noch Informationen, über die man etwas über Schmuggel, Schmuggler und Schmugglerwege erfahren kann? Das würde mich sehr interessieren.
    Ein interessanter Bericht und so frische Fotografien!

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    1. Ja, war es. Ich meine irgendwo etwas darüber gelesen zu haben, bin mir aber nicht sicher wo. Möglicherweise im Museum für Wattenfischerei, es war aber nur ein kurzer Absatz „dass der Schmuggel blühte“ soweit mich eine Erinnerungen nicht trügen.

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      1. Danke!
        Wir haben ab Freitag für eine Woche Urlaub ( Südtirol „ruft“ 🙂 ), da werde ich Zeit finden und im Netz mal ein wenig recherchieren.
        Wenn man Geschichte nicht wach hält, dann vergisst man so ruck-zuck, was schon alles war. Und auch, welche Verbindungen einst bestanden. So ist es doch interessant zu erkennen, das die Wirtschaftssanktionen gegen England durch Napoleon dem französischen Herrscher nicht den Erfolg brachte, den er damit erzwingen wollte. Zum Einen blühte der Schmuggel und zum Anderen schaute sich England dann eben nach anderen Handelspartnern um.
        Über ähnliche gegenwärtliche Erpressermethoden kann man ständig lesen.

        Sollten mein Mann und ich mal in Ihre Gegend kommen, dann schaue ich Wremen mit ganz anderen Augen an ( die Umgebung dort natürlich auch 😉 ) …

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      2. Geschichte wiederholt sich bekanntlich – auf die ein oder andere Art. Vermutlich lassen sich solche Blockaden aber heute nicht mehr so leicht umgehen, was aber vermutlich den Erfindungsreichtum zu gute kommt ;-).

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