Cuxhaven: Veränderungen im Watt vor Duhnen und Döse

Bereits in den beiden vorherigen Beiträgen habe ich mich mit der Problematik im Wattenmeer vor Duhnen und Döse, sowie den Veränderungen auf dem Wattenweg zur Insel Neuwerk beschäftigt. Im folgenden möchte ich nun einige aktuelle und historische Satellitenbilder aus diesem Teil des Wattenmeeres analysieren, deuten und zur Diskussion stellen.

#Veränderungen im Wattenmeer vor Cuxhaven
Abbildung #1: Veränderungen im Watt zwischen Cuxhaven und Neuwerk zwischen 1986 und 2018.

Erläuterungen zur Karte:

  • Hintergrundbild: Kontrastverstärktes Falschfarbenbild des Satelliten Sentinel 2 vom 20.05.2018
  • Durch den Leitdamm bedingte Veränderungen:
    • 1 –  hellrot – Versandung durch Strömunngsabnahme
    • 2dunkelrot – Verlandung und Verschlickung
  • Wattwasserscheiden: gelb gestrichelt 2018; grün gestrichelt 1986
    • Einzugsgebiete der Priele:
      A – Eitzenbalje, C – Duhner Loch/ Buchtloch, D – Neuwerker Fahrwasser, E – Bakenloch, F – Sahlenburger Loch
    • Wesentliche Veränderungen der Einzugsgebiete:
      • a – 1986 Eitzenbalje, 2018 Duhner Loch/ Buchtloch
      • b – 1986 Duhner Loch/ Buchtloch, 2018 Sahlenburger Loch

X – Prielwurzel Duhner Loch, Problemstelle auf dem Wattenweg nach Neuwerk

Ein Deutungsversuch

Durch den Leitdamm bedingte Veränderungen

Der Leitdamm in seiner heutigen Form wurde  1973 vollendet. Die Auswirkungen sind dramatisch – aber in dieser Form auch so gewollt. Die Fahrinne der Außenelbe hat Vorrang. Der Wirkungsbereich liegt in dem in Abbildung #1, hellrot mit 1 markiertem Bereich. Hier ist die Versandungsdendenz am deutlichsten.
Der Leitdamm hat dazu geführt, dass das Neuwerker Fahrwasser (siehe Abbildungen #2-4), eine ehemals breite Fahrrinne, weitgehend verschwunden ist. Noch 1975 (Abilldung #2) reichte das einstige Fahrwasser bis an die Kugelbake herran. Schon 11 Jahre später ist die Rinne in diesem Bereich nicht mehr erkennbar (Abbildung #3), das Fahrwasser selbst aber noch vorhanden. Heute (Abbildung #4), ist das einstige Kugelbakenfahrwasser fast vollständig versandet. Die letzten, auch bei Niedrigwasser noch vorhandenen, größeren Wasserflächen, liegen inzwischen fast fünf Kilometer Nordwestlich der Kugelbake.
Die großflächige Auflandung hat deutliche Auswirkungen auf das Watt vor den Stränden von Döse und Duhnen. Die ersten größeren Priele beginnen heute erst 2,5 Kilometer nördlich der Küste. Die Ent- und Bewässerung dieses Gebietes wird dadurch  beeinträchtigt. Die Strömungsgeschwindigkeit hat sich verringert, der Wattboden hat sich erhöht, das Wasser ist flacher geworden. Dies hat zur Folge, dass sich in diesem Bereich vermehrt Sedimente und Schwebstoffe ablagern. Es bilden sich Schlickfelder. Diese Dynamik wird durch den Eintrag von Sedimenten, aus der Fahrrinenunterhaltung, Verklappungen, noch verstärkt. Der Bereich vor Duhnen und Döse versandet nicht nur, er verlandet. Die Aufhöhung des Wattbodens führt seinerseits wieder zur einer noch weiter verminderten Strömungsgeschwindigkeit und weiterer Sedimentation. Ein Teufelskreis.

Verlangerung der Wattwasserscheiden

Durch den Leitdammbau aber auch natürliche Dynamik, wie wandernden Sandbänken, hat sich auch die Lage der Priele sowie ihrer Wasserscheiden teils erheblich verändert. Im Watt zwischen der Insel Neuwerk und Sahlenburg verläuft die Hauptwattwasserscheide zwischen der Elbe im Nordosten und der Weser im Westen. Diese Wasserscheide ist zwar stabil, im südlichen, küstennahen Bereich hat sie sich aber doch deutlich verändert. Das Sahlenburger Loch (F in Abbildung#6) greift nun deutich nach Osten aus, entwässert nun große Teile des ufernahen Watts vor Duhnen. Noch 1986 foss dieser Bereich in das Duhner Loch/Bakenloch (C in Abbildung #5; rot markiert mit b in Abbildung #1). Die Ausdehnung des Duhner Lochs ist möglicherweise auch eine Auswirkung des Leitdamms und der damit verbundenen Wattaufhöhung vor Duhnen. Diese ermöglichte es dem Wasser nach Westen zu fließen. Die vergrößerte Wassermenge im Priel hat zu einer Vertiefung des Sahlenburger Lochs geführt, was den Wattenweg zur Insel Neuwerk behindert. An der Prielquerung wurde daher ein Steindamm aufgeschüttet. Der so aufgestaute Priel ist im Abbildung #5 deutlich erkennbar. Die so wieder verringerte Fließgeschwindigkeit behindert die Entwässerung des Duhner Watts nochmals und führt wiederum zu einer weiteren Aufhöhung des Wattbodens in diesem Bereich. Auch das künstliche aufbringen von Sand, auf die Strände von Duhnen und Döse führt zu einem weiteren Eintrag von Sediment in das Watt.

siehe auch:




20170814WN10 Zu Fuß nach Neuwerk

14. August 2017, Es ist vielleicht das Highlight der Region. Deutschlandweit, ja vielleicht weltweit gibt es nur wenig vergleichbares: Das Erwandern einer Insel über den trockengefallenen Meeresboden bei Niedrigwasser. Zu Fuß nach Neuwerk durch das Unesco Weltnaturerbe Wattenmeer in der Nordsee. weiterlesen


Verweise:

3 Antworten auf „Cuxhaven: Veränderungen im Watt vor Duhnen und Döse

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  1. Seit Jahren reise ich mit meinem Pferd im Frühjahr an, um wenigstens einmal Richtung Neuwerk zu reiten. Von Jahr zu jahr verschlickt der Prickenweg mehr, das Wasser läuft schlechter ab und der zweite Priel ist kaum noch zu durchreiten. Dieses Jahr standen die Wattwanderer hüfthoch im Priel, Reiter auf Ponys hätten schwimmen müssen.
    Die Politik verneint immer noch den Zusammenhang mit der Elbvertiefung und ignoriert die Probleme der Menschen!

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    1. Zur Schlickproblematik, geht es um den Prickenweg von Duhnen aus? Auf dem Weg von Sahlenburg habe ich in diesem Jahr keine Schlickfelder angetroffen.
      Zu den Prielen: Richtig, der zweiten Priel auf dem Weg (es geht also um den Weg von Sahlenburg aus) hat sich bedeutend vertieft, der Zusammenhang mit der Elbvertiefung drängt sich da zwangsläufig auf! Näheres zum Priel habe ich im Beitrag https://wasserundeis.com/2018/07/22/das-neue-duhner-loch/ zusammengefasst.

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