Wandern im westlichen Riesengebirge: Über den Hauptkamm zu den Schneegruben (1)

Auftakt zu unsere Wandertagen im tschechisch-polnischen Riesengebirge.
Der Hinweg führt uns zunächst über den Kammweg der polnisch-tschechischen Freundschaft, von der Spinderbaude zur ehemaligen Schneegrubenbaude (poln. Nad Śnieżnymi Kotłami). Zurück geht es auf der polnischen Seite, über die Alte Schlesische Baude (poln. Pod Łabskim Szczytem), am Fuß der gewaltigen Schneegruben zum Ausgangspunkt.
Eine insgesamt 22km lange, aussichtsreiche und teils spektakuläre Wanderung mit rund je 1.100m Höhenmeter Auf- und Abstieg.

Vom Spindlerpass auf den Riesengebirgskamm

Unser Ausgangspunkt ist die Spindlerbaude (tsch. Špindlerova bouda) auf 1.198m Seehöhe. Hier stellen wir unser Auto ab und lösen an der Rezeption in der Baude unser Tagesticket für den Parkplatz (300 Kronen, ca. 12,50€).
Wenige Meter entfernt liegt der Spindlerpass, der den Hauptkamm des Riesengebirges in einen westlichen und einen östlichen Teil teilt. Dieser ist ausschließlich von der tschechischen Seite aus motorisiert, mit dem Bus oder dem Auto zu erreichen.
Das Wetter ist uns zu Beginn wohlgesonnen. Ein Mix aus Sonne und Wolken, dazu ziehen auch einige Schauer durch. Bei knapp zweistelligen Werten ist es recht frisch, deshalb packen wir schnell unseren sieben Sachen, schnüren die Schuhe und Brechen auf.

Rückblick von der Petersbaude, über grüne Wiesen und auf blaue Berge, zum Spindlerpass. Dahinter die mächtigen Gipfel des östlichen Riesengebirges mit der Kleinen Sturmhaube (1.439m), dem Mittagsberg (1.489m), und dem Hochwiesenberg (1.555m).

Vom Spindlerpass auf den Riesengebirgskamm

Schnell erreichen wir den tiefsten Einschnitt des Hauptkamms, den Sattel an der Mädelwiese (1.178m). Anschließend laufen wir uns auf der steilen Zufahrtsstraße zur neuen Petersbaude (1.288m, tsch. Petrovy boudy) warm. An der neuen Baude, die alte fiel vor einigen Jahren einem Feuer zu opfer, endet die befestigte Straße. Von nun an sind wir auf steinigen Wanderwegen unterwegs. Ab in die märchenhafte Wildnis des Riesengebirges. Wir erreichen die Waldgrenze und damit den Teil des Riesengebirges, der es so besonders macht: Umwerfende Ausblicke, eine ungebändigte Natur und wilde Landschaften. Da wir fast allein unterwegs sind, können wir die Umgebung und die Ruhe tief in uns einsaugen. Wir sind begeistert.

Über die Waldgrenze

Oberhalb der Waldgrenze liegt die subalpine Höhenstufe. Hier finden sich nur noch einzeln stehende, oft verkrüppelte Fichten und großflächige, niedrige – aber herrlich duftende Felder von Latschkiefern. Durch diese windet sich nun der Wanderweg weiter auf den Grenzkamm (tsch. Hraniční hřeben). Immer wieder halten wir inne und genießen wir das Panorama auf die umliegenden Höhen und den Tiefblick in den 1000m tiefer gelegenen Hirschberger Talkessel auf der polnischen Seite, der mit jedem weiteren Höhenmeter an Schönheit gewinnt.

Auf dem Grenzkamm bei den Mannsteinen. Während sich links und rechts endlose Latschenfelder ausbreiten baut sich im Hintergrund die von alpinen Geröllhalden dominierte Kuppe des Hohen Rads auf. Dahinter zeigt sich bereits die Schneegrubenbaude.


Wir stellen fest: Das Riesengebirge hat uns bereits jetzt in seinen Bann gezogen. Die Bergwelt ist unvergleichlich. Anders und imposanter als die der deutschen Mittelgebirge, sanfter aber auch ursprünglicher, als die schroffen Felstürme der Alpen – fast schon exostisch. Eine Landschaft wie aus dem Märchenbuch. Wer weiß – vielleicht treffen wir noch auf Rübezahl.
Nach den ersten bizarren Granitfelsen erreichen wir den Ostgipfel des Grenzkamms bei den Mädelsteinen (1.414m, poln. Śląskie Kamienie, tsch. Dívčí kameny).

Traumhafte Landschaften wie aus dem Märchenbuch. Endlose Weiten, dunkle Wälder, bizarre Felsformationen und blaue Berge. Das Riesengebirge bildet die gewaltige Kulisse für eine Märchenlandschaft, die in Mitteleuropa ihres gleichen Sucht.

Auf das Hohe Rad und zu den Schneegruben

Hinter dem Ostgipfel, den Mannsteinen (poln. Czeskie Kamienie, tschech. Mužské kameny), steigen wir noch einmal zum kleinen Sattel des Agnetendorfer Pass‘ (1.348m, poln. Czarna Przełęcz) ab. Nach dem kurzen Anstieg zur Großen Stumhaube (poln. Śmielec, tsch. Smělec), die vom kamm aus eher winzig erscheint, stehen wir vor dem wuchtigen Buckel des Hohen Rad‘ (1.509m, poln. Wielki Szyszak, tsch.Vysoké Kolo). Das Hohe Rad ist der höchsten Gipfel- und einzige 1500er im westlichen Teil des Riesengebirges. Hier verabschieden wir uns von den Latschenfeldern, verlassen vorerst Tschechien, überschreiten die Baumgrenze und erreichen Zone der alpinen Schutthalden. Eine Höhenstufe, die in Mitteleuropa und nördlich der Alpen kein weiteres Gebirge erreicht – noch etwas, was das Riesengebirge so einzigartig macht.

Das Hohe Rad, höchster Gipfel im westlichen Riesengebirge mit seinen ausgedehnten Schutthalden. Dahinter zeigt sich bereits die markante Ostwand der großen Schneegrube mit der ehemaligen Schneegrubenbaude, unserem Zwischenziel. Mittelgebirge trifft Hochgebirge, einzigartig in Mitteleuropa.

Der Weg zur Schneegrubenbaude ist steinig und windet sich teils steil durch Geröllfelder in die Höhe. Auf der einen Seite wird der Tiefblick in den Hirschberger Talkessel immer imposanter. Auf der anderen Seite leuchten die mit Flechten bewachsenen Trümmer im Felsenmeer in einem zauberhafen Grünton. So etwas haben wir noch nicht gesehen und wir sind spätestens seit Sulden „geröllerprobt“.

Tiefblick in die Gletscherkessel

Schließlich stehen wir oben, vor uns klafft ein tiefer Abgrund. Fast senkrecht fallen die Felswände 200m in die Tiefe. Hier wirkt das Riesengebirge wie ein echtes Hochgebirge. Wir haben die große Schneegrube (poln. Śnieżne Kotły tschech. Sněžné jámy) erreicht, die gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester vielleicht das imposantesteste Beispiel für die alpine Überprägung des Riesengebirges ist. Hier haben sich einstmals mächstige Gletscher ein tiefes Bett in die Flanken und das harte Granitgestein geschürft. Zurück blieben die schroffen Kare, Gletscherseen, steile Felswände und Gerölllandschaften. Noch immer zeugen Schneefelder, die sich bis weit in den Sommer halten, von diesen eisigen Zeiten. Eine spektakuläre Landschaft.

Hoch über den Felswänden thront die ehemailge Schneegrubenbaude. Der Gletscherkessel der Großen Schneegrube macht seinem Namen auch auch im Sommer noch alle Ehre.

Ehe wir an der alten Schneegrubenbaude, die heute eine Wetter- und Sendestation ist, eine erste Rast einlegen, genießen wir den Blick in den dramatischen Kessel von allen erdenklichen Seiten – lassen keinen Aussichtspunkt aus – und davon gibt es so einige.

Der Rückblick von der Schneegrubenbaude in Richtung des Spindlerpasses zeigt deutlich das rauhe, alpine Gesicht des Riesengebirges. Auf der Kuppe des Hohen Rad‘ sind die Reste des Kaiser Wilhelm Denkmals erkennbar.

Während unser Weg zur Schneegrubenbaude ein einsamer war, spüren wir auf unserer Rast die relative Nähe der Seilbahn am Reifträger.- was sich aber schon beim nun folgenden Abstieg zur Alten Schlesischen Baude wieder ändern wird.

weiter zu Teil (2)


Statistik:
Länge Rundwanderung: 22km
Aufstieg: 1.100m
Abstieg: 1.100m
Höchster Punkt: 1497m
Tiefster Punkt: 1.098m


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siehe auch im Internet:

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