Wandern im westlichen Riesengebirge (2): Über Stock und Stein in die Schneegruben

Fortsetzung von Teil (1): Über den Hauptkamm zu den Schneegruben
Auf dem Weg von der Schneegrubenbaude zur Alten Schlesischen Baude (poln. Pod Łabskim Szczytem, 1.168m) verlieren wir auf steilen zwei Kilometern Strecke über 300 Höhenmeter. Dabei wechseln wir von den grau-braunen, steinigen Weiten ins saftige Grün der Bergwiesen und -wälder. Was für Kontraste!

Auf dem Abstieg zur alten Schlesischen Baude. Links der markante Gipfelfelsen des Veilchenstein‘ (1.472m), rechts der Reifträger mit seinen ausgedehnen Hangmooren (1.362m). Auf letzteren Gipfel führt eine Seilbahn, wovon hier schon nichts mehr zu merken ist.

Ungeplante Erfrischung von oben

Nach der Rast an der ehemaligen Schneegrubenbaude ziehen wir weiter gehen Westen. Wir bleiben nicht auf dem Grenzweg, sondern steigen auf der polnischen Seite ab in Richtung Alte Schlesische Baude (poln. Pod Łabskim Szczytem). Zunächst passieren wir den Veilchenstein (1.472m, poln. Łabski Szczyt, tsch. Violík oder Labský štít) und steigen mit Blick auf den Reifträger (1.372m, poln. Szrenica) und seinem markanten Geröllfeld abwärts.

Unter dem Reifträger kommt die Alte Schleslische Baude mit ihren leuchtend grünen Wiesen in Sicht. Was für ein Kontrast zu den grau-braunen Wiesen und Geröllfeldern am auf dem Riesengebirgskamm.

Während des Abstiegs wird es grüner und sumpfiger, der Weg zunehmend steiler. Wir erreichen die eher einfache Alte Schlesische Baude und erfrischen und bei einer kurzen Rast. Kurz nach unserem Aufbruch ziehen dunkle Wolken auf. Es beginnt zu regnen, dann mischt sich auch noch Hagel darunter. Wir sind dem Wettersturz im baumlosen Gelände nahezu schutzlos ausgeliefert. Immer wieder hört man von plötzlichen Wetterumschwüngen im Gebirge, nun haben wir ihn selbst erlebt. Wir sind durchnässt und frieren bei einstelligen Temperaturen.

Gegen frieren hilft uns nur eins: In Bewegung bleiben um uns warm zu halten. Dabei kommt uns der Wegverlauf zugute. Es folgt ein stetiges auf und ab durch unwegsames Gelände im Wald. Mal gewinnen wir, mal verlieren wir 100 Höhenmeter. Der Weg ist steinig oder felsig, fordernd für Körper und Geist. Es reiht sich Fels an Fels, immer wieder müssen wir teils autogroße Brocken überwinden. Das hält warm, gleiches gilt für die wärmenden Sonnenstrahlen, denn die Wolken haben sich verzogen.

Blick in das Kar der kleinen Schneegrube mit seiner Felsumrandung. Verschiedenste Lebensräume und Landschaften auf kleinstem Raum – dafür ist das Riesengebirge berühmt.

Klare Seen, dramatische Schneegruben

Wir passieren den Fuß der kleinen Schneegrube während unser Blick zur Felsumrahmung und den letzten Schneeflecken schweift. Schließlich erreichen wir nach einigen Latschenfeldern den vielleicht zauberhaftesten Ort im Riesengebirge – mindestens aber dieser Wanderung. Die Kochelteiche auf dem Grund der großen Schneegrube. Vor uns liegen die kleinen, glasklaren Gletscherseen – umrahmt von üppigen Grün. Im Hintergrund thronen die Felswände der großen Schneegrube mit ihren weißen Schneetupfern. Eben noch dunkle Wolken und Hagel, jetzt einmalige Ausblicke und Sonnenschein. Wir sind ganz allein unterwegs. Spektakuläre Landschaften. Momente für die Ewigkeit. Wir legen eine ungeplante Rast ein und genießen das Leben. Es könnte gerade nicht schöner sein – auf gar keinen Fall, da sind wir uns einig.

Wilde ursprüngliche Natur, schroffe Felsen, klare Seen. Die alpine Landschaft um die Große Schneegrube ist ein einsamer, verwunschener Ort zum träumen – und steht bereits seit 90 Jahren unter Naturschutz.

Zurück zur Spindlerbaude

Wir machen uns auf den Rückweg. Langsam ziehen wieder Wolken auf, vor uns liegen noch etliche Höhenmeter und 8 Kilometer Strecke. Der Weg durch den Fichtenwald zieht sich. Zwar fehlen lange An- und Abstiege – dennoch geht es immer wieder bergauf und bergab und die Beschaffenheit des Weges lässt uns nur langsam vorankommen. Knapp 5 Kilometer vor dem Ziel erreichen wir den moorigen Boden der Agnetendorfer- oder schwarzen Schneegrube und damit den mit 1.100m niedrigsten Punkt des Tages. Dieser Gletscherkessel ist weniger spektakulär als die kleine- und große Schneegrube, dazu auch weniger einsehbar. Umso wertvoller ist ihre Natur, deshalb darf der Bereich nicht betreten werden und das Kar nur aus der Ferne betrachtet werden.

Es ziehen wieder Wolken auf. Dabei wird es so dunkel, dass wir uns im dichten Wald fast schon in der Dämmerung wähnen. Um nicht noch ein Mal in einen Schauer zu geraten ziehen wir unsere Tempo so an, wie es die weiterhin schwierigen Wegverhältnisse zulassen. Schließlich meistern wir den Schlussanstieg zur Petersbaude und steigen trocken, glücklich und von einer grandiosen Tageswanderung zur Spindlerbaude ab. Das Riesengebirge hat schon heute zwei neue Fans gefunden.

Blick nach Süden: Dunkle Wolken stauen sich vor dem Hauptkamm des Riesengebirges.

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Statistik:
Länge Rundwanderung: 22km
Aufstieg: 1.100m
Abstieg: 1.100m
Höchster Punkt: 1497m
Tiefster Punkt: 1.098m


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siehe auch im Internet:

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