Östliches Riesengebirge: Klare Bergseen, wilde Natur

Eine weitere Tour im Riesengebirge, diesmal im östlichen Teil und überwiegenden auf der polnischen Seite der Grenze. Von der Spindlerbaude geht es zunächst über den östlichen Hauptkamm, vorbei an der kleinen Sturmhaube und dem kleinen Rad zum Mittagsstein, dann am Rand der Bergseen hinab zur Teichbaude und zurück zum Ausgangspunkt. Insgesamt 21 Kilometer mit je 750 Höhenmeter Auf- und Abstieg.

Auf den östlichen Hauptkamm

Das Wetter ist trüb, die Wolken hängen tief. Es bleibt aber weitgehend trocken. Von der Spindlerbaude (1.198m) geht es zunächst einen Kilomter steil hinauf bis knapp unter den Gipfel der kleinen Sturmhaube (1.350m). Dann, die folgenden 3 Kilometer durch Latschenfelder leicht ansteigend zum Mittagstein (1.423m). Wir sind relativ zügig unterwegs. Die Sicht ist schlecht, die Latschenfelder versperren den Blick ins Tal. Auch die Felsformation des Mittagsstein‘ lassen wir links liegen. Es ist Wochenende – deshalb kubbelt es sich hier, wenn auch verständlicher Weise. Ab hier wandern wir auf am Rand der Weißen Wiese, einer leicht welligen Hochebene (~1.400m).

Blick in den Großen Teichkessel mit dem größten Bergsee des Riesengebirges. Auch ohne Sonnenschein – wunderschön.

Bergseen und Gletscherkessel

Wenige hundert Meter hinter dem Mittagsstein erreichen wir den Rand des großen Teichkessels. Unmittelbar unter uns, am Fuß der bis zu 200m hohen Abbruchkante, breitet sich der Große Teich aus. der größte Bergsee des Riesengebirges. Vielleicht gerade wegen des trüben Wetters, ein verwunschenes Stück Erde. Da der Bergsee in der Kernzone des Nationalparks liegt, dürfen seine Ufer selbst nicht betreten werden.
Wir folgen weiter der Abbruchkante bis zum nächsten Einschnitt – in dessen Flanken sich sogar noch letzte Schneereste halten. Dem kleinen Teichkessel. Wir erwischen einen passenden Augenblick. In den Wolken tut sich ein Loch auf, die wilde Landschaft rund um den kleinen Teich wird ins Sonnenlicht getaucht. Die nahe Schneekoppe versteckt sich hingegen den ganzen Tag in den Wolken. Am Ufer, 200m unter uns, zeigt sich bereits die Teichbaude (poln. Schronisko Samotnia), unser Ziel für die nächste Einkehr.

Die Sonne hat eine Lücke gefunden. Während sich in den felsigen Flanken noch letzte Schneereste halten, ist der kleine Teich in gleißendes Sonnenlicht getaucht.

Zur Teichbaude

Die Teichbaude liegt so nah und ist doch so fern. Das Gasthaus liegt nur wenige hundert Meter entfernt, doch die felsigen und teils senkrechten Abbruchkanten des kleinen Teichkessels (poln. Kocioł Małego Stawu) sind nicht begehbar und zwingen uns einem Umweg von 3,5km. Wir umrunden den Kessel und erreichen dabei den mit 1.427m höhensten Punkt des Tages. Im Anschluss steigen wir via Hampelbaude über ausgebaute, aber nicht einfach zu begehende Wege zur Teichbaude (Samontia Hütte, 1.195m) ab. Wir kehren ein uns lassen uns von der polnischen Küche verwöhnen. Ein Überraschungsei, denn wir sind der Sprache nicht mächtig, die Bedienungen tun sich mit Englisch schwer. Vegetarische Kost ist auch hier, wie auch in den Alpen, nur eine Randerscheinung.

Von der Teichbaude steigen wir weiter ab. Zunächst ans Ufer des kleinen Teichs. Das kleine Bergsee ist traumhaft gelegen und ist neben den übrigen Gletscherkesseln ein Beispiel für die alpine Überprägung des Riesengebirges.

Es geht weiter abwärst durch das felsige Tal der Łomnica (deutsch Bober), anschließend durch den Wald. Beim Hochmoor Polana Kotki erreichen wir den tiefsten Punkt des Tages (1.073m).

Hochmoor im Riesengebirge. Im Hintergrund wird der kleine Teichkessel in Licht getaucht.

Zurück durch den Urwald

Ab dem Hochmoor führt uns der Rückweg duch den Wald. Durch den Urwald. Mal geht es bergauf, mal bergab. Immer wieder queren wir feuchte Hangmoore auf Bohlenwegen, dann wieder über Felsen durch lichten Bergwald. Wir haben Glück. Die Wolken verziehen sich, die Sonne gewinnt die Oberhand. Das Licht verwandelt den feuchten Bergwald in eine Märchenlandschaft. Die allgegenwärtigen Heidelbeersträucher, junge Bäume, abgestorbene Baumstümpfe, Wurzel, Tümpel und Felsen. Eine zauberhafte Kulisse, die in Verbindung mit dem Tiefblick die Sinne berührt.

Zum Abschluss kehren wir noch für eine Erfrischung auf der Terasse des Kammhaus‘ Rübezahl (Odrodzenie) ein.

Statistik:
Länge: 21 km
Aufstieg: 750m
Abstieg: 750m
Höhster Punkt: 1.425m
Tiefster Punkt: 1.070m

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