Ruhrpott: Tagesbruch

Das heutige Ruhrgebiet, als Ballungsraum, hat seine Wurzeln im Steinkohlebergbau. Soweit so gut, dass dürfte praktisch jeder wissen. Die Steinkohle liegt (oder lag) allerdings in unterschiedlichen Tiefen. Während die Kohle im Süden, nahe der Ruhr sehr nah an der Oberfläche liegt, teilweise sogar sichtbar ist, senken sich die flözführenden Schichten im Norden, Richtung Lippe auf über 1.000m ab.
In der Nähe unserer Wohnung wurden zwei Zechen betrieben, die Zechen Dannebaum in Laer sowie Mansfeld in Querenburg. In beiden Bergwerken wurde die Steilkohle auch oberflächennah, also im Stollenbetrieb, gefördert. Gerade weil die Kohle so nah unter der Oberfläche lag, wurde aber auch „wild“ nach Kohle gegraben. Die Lage aller Schächte und Stollen ist daher immer noch unbekannt. Weite Bereiche der Grünflächen zwischen den Bochumer Stadtteilen Laer, Steinkuhl und Hustadt sind durchlöchert wie ein Schweizer Käse und daher noch immer Sperrgebiet. Das Betreten ist untersagt. Spontane Bergsenkungen und Tagesbrüche sind nicht auszuschließen. Im Jahr 2010 kam es bei der Semperstraße, mitten im Wohngebiet zum einer Reihe von Sackungen und Tagesbrüchen. Diese wurden zunächst provisorisch versperrt, anschließend dann mit Beton verfüllt.
Das Erbe des Steinkohlenbergbaus wird das Ruhrgebiet noch für eine lange Zeit begleiten. Es zählt zu den sogenannten Ewigkeitskosten, Ewigkeitslasten oder Ewigkeitsaufgaben. Durch die großflächigen Bergsenkungen, teilweise bis zu 25m, wurde das Abflussregime des Gewässernetztes verändert, teils auch zerstört. Große, heute abflusslose, Mulden entstanden. Etwa 1/5 des Ruhrgebietes würden ohne den ständigen Einsatz von Pumpen heute unter Wasser stehen.

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