Sustenpass: Von üppigen Bergweiden zum „ewigen“ Eis

Die Sustenpassstraße ist eine der „neueren“ Schweizer Passtraßen. Sie verbindet die Kantone Uri und Bern, existiert in dieser Form erst seit 1945, ist 45km lang und gut ausgebaut. Die Passhöhe liegt 2.224m. Die Straße ist vor allem eine touristische und nur im Sommerhalbjahr geöffnet. Landschaftlich ist die Strecke einfach nur ein Traum. Von dunklen Bergwäldern geht es durch grüne Almwiesen bis nahe an die Schroffen Gipfel und gleißenden Gletscher der Berner Alpen hinauf.
So schön die Strecke auch ist, mit unzähligen Stops, kurzen Wanderungen und vielen wunderbaren Aussichtspunkten – für mich ist sie eigentlich nur ein Mittel zum Zweck Mein eigentliches Ziel ist der Steingletscher. Nur an wenigen Orten der Alpen kommt man so nah mit dem Auto an einen Gletscher herran. Inzwischen ist aber auch hier, dem Klimawandel sein Dank, ein immer längerer Fußweg nötig.  Dazu aber an anderer Stelle mehr.

#Sustenpassstraße Griessenhorn
Ostrampe des Sustenpass auf Höhe des Steistössiwald. Im Zentrum das Gross Griessenhorn, links davon der Gletscher Hangfirn, im Kar rechts unterhalb, der Griessenfirn.

Kurve um Kurve zum Sustenpass

Die Ostrampe des Sustenpass beginnt in Wassen, einem kleinem Dorf im oberen Tal der Reuss, Kanto Uri, auf rund 920m. Von hier aus folgt die Straße dem Meiental, meist ohne Serpentinen, zunächst durch Wälder, schnell aber durch offenes Almgelände mit traumhafter Aussicht auf die vergletscherten Gipfel der Berner Alpen. Das ist schließlich das Hauptanliegen dieser Alpenreise. Das eist so ewige Eis der Alpen schmilzt dahin. In atemberaubendem Tempo, sollte sich nichts ändern, wird davon bald nichts mehr übrig sein. Es bleibt nicht mehr viel Zeit sich dieses Naturwunder anzuschauen.

Sommerski am Sustenpass

Einstmals, als das skifahren im Sommer gerade Hip war, in den 1970er Jahren, gab es am Sustenpass zwei Sommerskigebiete. Eines davon im Sustenloch, einem kleinen Kar mit Firnfeld unweit der Passtraße, das andere auf dem Steinlimigletscher.
Inzwischen ist der Traum von Sommerkilauf lange verflossen. Die Sommer sind viel zu warm geworden, der Winterschnee schmilzt zu früh weg. Das Gletscherkigebiet am Steinlimigletscher gibt es schon seit über 40 Jahren nicht mehr, der einst große Gletscher ist weitestgehend verschwunden. Auch im Sustenloch wird schon lange kein Ski mehr gefahren. Lediglich ein beschrifteter Fels vor dem Sustenloch erinnert an diese, vergangenen Zeiten.

Sustenpasshöhe

Schließlich erreiche ich die Passhöhe und vertrete mir erstmal ein wenig die Füße, genieße die Aussicht.

Firnfeld an der Passhöhe

Der Winter an der Alpennordseite war lang und schneereich. Während die Gletscher aufgrund des warmen Sommers kaum davon profitieren konnten, im Gegenteil, finden sich in geschützten Lagen immernoch einige Triebschnee- und Lawinenreste – so auch nahe der Sustenpasshöhe. Der Schnee hat bereits begonnen eine Metarmorphose zu durchlaufen, sich inzwischen in Firn verwandelt. Ein Gletscher wird hier aber nicht enstehen, einen warmen Herbst würde das Firnfeld wohl nicht überleben.

#Sustenpass Steingletscher Gwächtenhorn
Blick von der Passhöhe auf den Stein- und den Steinlimigletscher sowie die Gletscherflächen rund um das Gwächtenhorn (3.404m).

Panoramastraße Sustenpass

Leider merkt man hier oben, dass für viele vor allem die Straße selbst das Erlebnis ist. Motorräder dröhnen durch das Tal, ganze Gruppen von Sportwagenfahrern präsentieren ihre Protzkarossen vor der Bergkulisse, wobei – es geht wohl eher um die Geschosse. Manche Hobbys sind schwer zu verstehen…

Steingletscher

Noch ein kurzer Fotostop mit Blick auf die Zunge und das Gletschervorfeld des Steingletschers, dann stelle ich das Auto am gleichnamigen Hotel ab und schnüre meine Wanderstiefel.


siehe auch:


Verweise:

4 Kommentare zu „Sustenpass: Von üppigen Bergweiden zum „ewigen“ Eis

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  1. Tolle Bilder von einer wunderschönen Gegend. Ja, traurig, die nicht vorhandenen Sommerskigebiete, möchte mir gar nicht ausmalen, wie das in 20 Jahren aussieht.

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    1. Ach, die fehlenden Sommerskigebiete interessieren mich eigentlich eher weniger. Lediglich das es mal welche gab passt zu der Situation in der sich die Gletscher dort und überall befinden. Verflossene Pracht. In 20 Jahren wird nicht mehr viel da sein, entweder unter Schutt und Geröll versteckt oder unereichbar, weit oben auf dem Berg.

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