Staunen: Am Steingletscher

Forsetzung der Wanderung zum Steingletscher: Knappe drei Kilometer liegen hinter mir, zu 2/3 ein Spaziergang. Noch ein paar Meter Kraxelei dann bin ich da, denn klar – ich will das Eis nicht nur aus der Ferne sehen. Ich will es riechen, fühlen, anfassen. Denn so wie heute wird es hier für eine sehr lange Zeit nicht mehr aussehen. Jetzt liegt die Gletscherzunge vor mir. Ich muss nur noch hingehen.

Abstieg zum Gletschertor

#Steingletscher Zunge Felsriegel
Die Zunge des Steingletschers vom Felsriegel. Nur noch ein kurzer Abstieg – der hat es aber in sich. Die Mitte der Gletscherzunge ist eingebrochen. Der rechte Teil des ist nur noch durch eine schmale Eisbrücke mit dem eigetntlichen Gletscher verbunden, quasi Toteis. Vor der Gletscherzunge hat sich ein flacher, temporärer Eisrandsee gebildet.

Ich stehe auf dem Felsriegel, etwa 20-30m oberhalb der Gletscherzunge. Vor mir liegt ein Abstieg über glattgeschliffene Felsen und rutschigen Moränenschotter. Ich muss mir den Weg suchen, manchmal auch ein Stück zurückgehen. Immer wieder bleibe ich stehen. Halte Ausschau, schweife über die Berge und den Gletscher, mache Fotos und lasse mich treiben. Besonders die schmale Eisbrücke hat es mir angetan.

Am Eisrand des Steingletschers

Schließlich stehe ich am Eisrand. Hinter mir liegen die längsten hundert Meter meines Lebens Vor mir rauscht der Gletscherbach und seine unzähligen Zuflüsse. Das Eis funkelt in den schönsten Blautönen. Ich bin da, am Ziel.

2019-09-03-0-09-Steingletscher

Quer durch die Gletscherzunge zieht sich ein tiefer Riss. Einst war hier das Gletschertor. Hier hat der Gletscherbach das Eis unterhöhlt, schließlich ist die Decke eingestürzt.  Einige Eistrümmer, teils so groß wie ein Kleinwagen, zeugen davon. Inzwischen hat sich der Gletscherbach neue Wege gesucht. Normalerweise sind solche Hohlräume nicht von Dauer. Sie werden nach und nach vom nachfließendem Eis gefüllt. Da jedoch kaum mehr neues Eis gebildet wird, fließt auch keines Nach. Die Bewegung des Gletschers scheint im Zungenbereich praktisch zum Stillstand gekommen zu sein.
Das Eis ist dünner als ich gedacht hätte. Der Steingletscher wird sich auch in den nächsten Jahren weiter zurückziehen. Wohlmöglich auch seine typische Zungenform verlieren.
Das Eis rechts vom Einsturz wurde vom Gletscher abgetrennt, ist Toteis, nicht mehr aktives Gletschereis. Teile davon sind schuttbedeckt, kaum von der Umgebung zu unterscheiden – wären da nicht die kleinen Schmelzwasserbäche.

Video: Eisschmelze am Steingletscher

Die vielen Farben von Gletschereis

Noch gibt es eine kleine Verbindung zur eigentlichen Gletscherzunge. Eine schmale Eisbrücke von der Schmelzwasser tropft. Die wassertropfen Leuchten im Sonnenlicht, die senkrechten Eiswände tiefblau. Auch der Boden ist von Eistrümmern bedeckt. Reste der eingestürzten Höhlendecke. Traurig – aber wunderschön. Der Bach, der wohl einst diese Höhle Schuf, hat sich inzwischen verlagert. Das Gletschertor liegt jetzt weiter links, etwa in der Mitte der Gletscherzunge. Das laute Rauschen des Wasser ist nicht zu überhöhren.

#Eisbrücke Steingletscher
Für die einen ein Traum in blau und weiß, für andere eine schmelzende Eisbrücke mit Eistrümmern.

Zum Gletschertor

Ich gehe ein paar Schritte weiter, zum Gletschertor. Wenn ich bedenke, dass heute nur ein normalwarmer Spätsommertag ist, ist die Wassermenge schon erheblich. Alles was aus dem Gletschermaul strömt, war vor kurzer Zeit noch Eis und Schnee.

Video: Am Gletschertor

Ich gehe ein paar Schitte weiter, über den angeschwemmten Schotter in Richtung Felsriegel. Von hier aus an man einen guten Überlick auf die Gletscherzunge. Anschließend mache ich mich auf den Heimweg.

#Steingletscher Panorama Gletscherzunge
Panoramaaufnahme der Gletscherzunge. Im Vordergrund der kleine Gletschersee, in der Mitte das Gletschertor und rechts, neben dem eingestürzten Eistunnel, der Toteisbereich.
#Steingletscher Gletscherbett
Vom Felsriegel aus hat man einen schönen Blick auf das alte Gletscherbett, dass sich als ungewachsene Zone bis zum Steinsee hinzieht. rechts stürzt das Schmelzwasser des Steinbachs in mehreren Kaskaden über den Felsriegel.

siehe auch:


Verweise:

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