Die Gipfel rund um den Sustenpass tragen eine ganze Reihe von kleineren Gletschern. Die mit Abstand größten sind der Steingletscher und sein etwas weiter talabwärts gelegener, größerer Zwilling, der Triftgletscher. Viele der kleineren Eisfelder sind von der Sustenpasstraße mehr oder weniger gut einsehbar, manche scheinen zum greifen nah. Augrund des Niederschlagsreichtums konnten sich auch in vergleichsweise tiefen Lagen, deutlich unter 3000m, Gletscher bilden.
Allen Gletschern gemeinsam ist der enorme Rückgang, teilweise ein regelrechter Zerfall, vor allem seit Beginn des neuen Jahrtausends. Sollte der Trend anhalten, den nach den Klimaprognosen ist davon auszugehen, werden viele der kleineren Gletscher in den nächsten Jahrzehnten vollkommen abschmelzen. Bis zum Ende des Jahrhunderts auch die größeren. Ein Trauerspiel.
Die Vorfelder der meisten Gletscher weisen diverse Schuttablagerungen, deutlich sichtbare Moränen auf, die auf die Gletscherstände des vergangenen Jahrhunderts schließen lassen.
Hangfirn/Stucklistock
Der Hangfirn ist eine kleine Nebenzunge des westlich gelegenen Rütifirns. Die Zunge endet derzeit auf etwa 2.750m und ist kaum mehr eigenständig. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts reichte das Eis bis auf 2.500m hinab, die Gletscherzunge war fast einen halben Kilometer länger. Die Gletscherfläche betrug 1850, laut Schweizer Gletscherinventar, noch 32,3 Hektar. Heute sind davon noch etwa 13 verblieben.
Griessenfirn
Der Griessenfirn ist ein typischer Kargletscher. Er liegt im nordexponierten, recht tief gelegenem Kessel zwischen dem Chli- und dem Großen Griessenhorn. Der obere Eisrand liegt gerade einmal auf 2.800m.
Diverse Moränenwälle im Gletschervorfeld zeugen von einer einstmals deutlich größeren Ausdehung. Noch um das Jahr 2000 war der Griessenfirn ein aktiver, spaltenreicher Gletscher mit ausgeprägter Gletscherzunge. Die Zunge ist inzwischen völlig abgeschmolzen. Das verbliebene Eis hat sich tief in das Kar zurückgezogen. Dem Griessenfirn löst sich in einzelne Eisflecken auf und droht völlig abzuschmelzen. Die Gletscherfläche betrug 1850, laut Schweizer Gletscherinventar, noch 53,2 Hektar. Heute sind davon noch etwa 18 verblieben.
Kleiner Sustlifirn
Bei der überquerung des Sustenpasses von Osten aus hat man ihn ständig im Blickfeld. Der Chli Sustlifirn ist ein steiler, spaltenzerissener Kargletscher an der Ostseite des Fünffingerstocks (2.994m). Aufgrund seiner günstigen Lage haben relativ große Schneefelder den Sommer überdauert, verleihem dem Gletscher ein „gesundes“ Aussehen. Nach dem Schweizer Gletscherkataster hat sich die Eisfläche seit 1850 (70,7 Hektar) bis heute mehr als halbiert.
Tschingelfirn
Der vielleicht schönste, kleine Gletscher im Sustengebiet ist der Tschingelfirn. Er liegt im Talschluss des Meientals, das hier auf den Namen Chalichtal hört. Der Tschingelfirn liegt in einem hochgelegenen Kar, an der Nordwestseite des Stücklistocks (3.313m). Von hier aus fließt sein Eis in Richtung des Talschluss‘, der hier durch eine, fast 500m hohe, beinahe senkrechte Feldwand gebildet wird. Die Größe und Form des Gletschers hat sich in den letzten 150 Jahren kaum verändert, wohl aber seine Masse. Noch bis vor wenigen Jahren kalbte der Tschingelfirn über die Felsen in das Tal. Aus den abgestürzten Eismassen konnte sich im Talboden ein regenerierter Gletscher bilden. Dieser vereinigte sich einst sogar mit dem benachbarten Chalchtalfirn und bildete eine kurze Gletscherzunge die bis auf 2000m in das Chalchtal hinabreichte.
Die Gletscherzunge ist heute vollkommen verschwunden, der Chalchtalfirn hat sich weit in den Kessel zwischen Kleinem Sustenhorn und Sustenspitze zurückgezogen. Lediglich Moränenwälle erinnern noch an die verflossene Pracht.
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Vielen Dank für die schönen Fotos und den interessanten Bericht. Gletscher sind faszinierend. Ich musste einmal einen kleinen überqueren von welchem wir betr. Stabilität keine Ahnung hatten. Es war gegen Abend. Zurück war keine Option. Das war Stress. Nun, es war kein Problem!
Herzliche Grüsse aus der Schweiz
Heidi
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Vielen Dank!
Ich bin der Faszination der Gletscher voll und ganz erlegen. Leider sind sie eine austerbende Spezies.
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