Mein Senf: Klimasau Skiurlaub?

weIch war mal wieder im Winterurlaub, Skifahren. Bin ich jetzt eine Umweltsau? Man könnte zu dem Schluss kommen – so ganz von der Hand zu weisen ist es nicht. Denn wenn es um den eigenen Beitrag zum Klimawandel geht, zum Klimaschutz, erntet man meist das große Schweigen.
Liftanlagen für den Bergauftransport, Pistenfahrzeuge für eine täglich makelos glatte Piste und – natürlich technische Beschneiung. Ohne Kunstschnee ist alpiner Wintersport, in Form des heutigen Massentourismus, kaum mehr denkbar. Das alles kostet Ressourcen, Strom, Treibstoff – erzeugt Treibhausgase. Schadet am Ende dem Wintersport selbst. Ich bin mir dieser Problematik bewusst. Ich kann es trotzdem nicht lassen. Ein bisschen Spaß muss sein, wenn auch mit schlechtem Gewissen.

Wie schlimm ist es wirklich?

Vorweg, es ist schlimm. Der Klimawandel trifft uns mit voller Härte. Der nichtstattfindende Winter zeigt dies einmal mehr überdeutlich und – auch ich bin mitverantwortlich. Beim Winterurlaub fallen die CO2 Emissionen überwiegend bei der An- und Abreise ab. Gut 75% der Treibgausgase gehen aufs Konto der Anreise. Nur 5-8% der Gesamtemissionen gehen auf das Konto des Skibetriebs (Beschneiung, Liftbetrieb, Präparation)
Bei mir persönlich sind das: 1700km Strecke, 6 Liter Diesel auf 100km² – das macht am Ende gute 260kg CO2. Mehr als 10% des klimaverträglichen pro Kopf Budgets eines Erdenbürgers (etwa 2.000 kg) oder „lächerliche“ 3% des durchschnittlichen pro Kopf Ausstoßes eines Deutschen (ca. 8.500kg) und damit trotzdem eine ganze Menge.
Natürlich könnte ich auch mit der Bahn fahren und damit weitgehend klimaneutral. Das Problem, von Bremerhaven nach Fiss (dem diesjährigen Urlaubsziel) wäre ich im bestenfall 12 Stunden unterwegs, müsste 6(!) mal samt Gepäck umsteigen (und auf Pünktlichkeit hoffen) sowie mitten in der Nacht losfahren. Da muss ich zugeben, dafür bin ich mir zu bequem, denn dann kann ich es auch gleich lassen.
Davon ab, auch wenn Vergleiche hier nicht weiterhelfen, ein Flug von Bremen nach Mallorca und zurück schlägt mit der doppelten Menge an CO2 zu Buche. Skiurlaub ist also nicht klimaschädlicher als andere Urlaubsformen, im Gegenteil (es sei denn man bleibt zuhause).
Bleibt festzuhalten, es fehlen  ganz einfach die klimafreundlichen Fortbewegungsmittel, sei es ein gut ausgebautes Bahnnetz (auch an der Peripherie) oder klimaneutral betriebener Individualverkehr.


Quellen:

8 Kommentare zu „Mein Senf: Klimasau Skiurlaub?

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  1. Als ich jung war, hatten nur wenige Menschen ein Auto. Daher fuhr man von München aus mit dem Zug zum Skifahren. Organisiert wurde das hauptsächlich von der Firma Sport-Scheck. Die hatte Züge in alle möglichen Skigebiete organisiert und alle Bahnsteige waren morgens um 7.00 Uhr mit diesen Zügen belegt. Außerdem fuhren viele Busse vom Jakobsplatz aus in die abseitigeren Skigebiete. War das ein fröhliches Treiben überall in aller Frühe, wenn die Menschen zum Skivergnügen strömten. Und auch in den Zügen herrschte eine tolle Stimmung. Manche hatten eine Gitarre dabei und dann sang man gemeinsam.
    Wie fad ist es dagegen heute, wenn jeder mit dem Auto fährt und womöglich im Stau stehen muss.

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    1. Von München aus sieht die Situation natürlich, schon aus geographischen Gründen, anders aus. Da gibt es so einige Skigebiete, die mit der Bahn, auch komfortabel und preiswert, in Reichweite liegen. Das drumherum – geschenkt. Glaube dir aber gerne, dass die Stimmung da früher anders war. Ist ja wie in vielen anderen Bereichen des Lebens, in denen sich heute immer mehr Einzelgänger herumtreiben.

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  2. Kein Mensch wird die Vorwürfe machen in Skiurlaub zu gehen ! Ich auch nicht !
    Man muss auch bedenken wie viele Menschen von Skiurlaub abhängig sind und ihr tägliches Brot damit verdienen. Kann mir nicht vorstellen dass die ganze Gastronomie und Hotels in den Bergen nur mit Sommergäste überleben könnten zumal Flugziele vom Preis her so günstig wurden dass man sich mehrmals überlegt ins Auto zu steigen.
    Wenn ich nicht mehr meinem Hobby nachgehen kann nur der Umwelt zuliebe dann kann das auch nicht das Ziel sein. Man arbeitet im Schnitt 250 Tage pro Jahr und dann muss das drin sein ! Es gibt so viele Möglichkeiten im Alltag den Klimawandel positiv zu beeinflussen aber nicht unbedingt für ein paar Tage Urlaub ! Meine Meinung !

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    1. Natürlich wird mir niemand Vorwürfe machen, nicht einmal ich selbst. Der größte Teil meiner Landsleute sind leider noch größere Klimasäue als ich selbst (davon bin ich zumindest überzeugt).
      Ich finde es aber wichtig zu wissen wo meine eigener Beitrag und nichtBeitrag zum Klimaschutz liegt, was ich verbessern und ändern kann. Das miir die Alternativen für eine klimafreundliche Anreise fehlen, oder ich auch zu bequem für die bestehenden bin, ärgert mich schon.
      Aber du hast natürlich recht, keinen Urlaub mehr zu machen ist keine Alternative, das ziehe ich auch garnicht in Erwägung.

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  3. Ich mag diese Diskussionen sehr – weil sie zeigen: es gibt nicht nur ganz oder gar nicht, sondern viel dazwischen. Ich denke, jeder sollte das sein lassen, was ihm oder ihr am leichtesten fällt. Umweltschutz ist ja keine Strafe. Ich fahre gern Bahn – also nehme ich immer die Bahn, Auto hab ich eh keines. Ich hab meinen Kollegen beigebracht, dass sie jetzt zum Essen holen jedes Mal eine Tupperdose mitnehmen – das bewirkt viel. Und dann ist in Gottes Namen der Urlaub drin, auf den ich einfach nicht verzichten will.

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    1. Also Grundsätzlich hast du da recht. Umweltschutz darf und kann keine Strafe sein – sonst ist das ganze kontraproduktiv. Diskussion ist wichtig, darf aber keine Ausrede sein.
      Der Vergleich mit der Tupperdose trifft aber den Nagel auf den Kopf. Natürlich wird so weniger Abfall erzeugt, aber der Müll der statt der Tupperdose anfallen würde, wiegt leider bei weitem keine Urlaubsreise auf, ist eher ein Witz gegen die Abgase die auf der Anreise in den Urlaub entstehen. Je weiter, desto mehr. Bei einer Fernreise oder auf einer Kreuzfahrt verbrät man z.B. schnell sein ganzes (unser Deutsches, nicht das als Weltbürger) Jahres(treibhausgas)budget auf einmal (oder sogar mehr). Da müssen endlich saubere Lösungen her oder eben ein, der Verschmutzung angemessener Preis.

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      1. So hab ich das auch nicht gemeint ;-).
        Die vielen kleinen Dinge sind toll und wichtig fürs Bewusstsein, ein Baustein.
        Wir müssen aber an den fetten Braten ran und das ist schwer, auch weil große Teile davon nicht in unseren eigenen Händen liegen.

        Gefällt 1 Person

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