Herr der Gezeiten: Tidehub in der Deutschen Bucht

Die Gezeiten, Ebbe und Flut, sind die wohl prägenste Merkmal der deutschen Nordseeküste.  Das kommen und gehen des Wasser, die damit einhergehenden Strömungen und Umlagerungen von Sediment haben ihre Küste so stark geformt wie keine zweite Kraft. Eindrucksvollstes Zeugnis dafür ist das Watt. Eine Landschaft, weder Land noch Meer. Gut alle 12 Stunden reicht das Wasser vom Ufer bis zum Horizont, dazwischen, wirkt es, als hätte jemand den Stöpsel gezogen. An der Wurster Nordseeküste breitet sich dann ein bis zu 15km breiter Gürtel, trockengefallener Meeresboden aus. Sand, Schlick und Wasserlachen.
Verantwortlich für die Gezeiten ist vor allem die Anziehungskraft des Mondes, dazu spielen auch die Sonne und die Eigendrehung der Erde eine wichtige Rolle.

Tidenhub in der Deutschen Bucht

Der Tidenhub in der Deutschen Bucht ist nicht überall gleich. Grundsätzlich sind die Gezeiten auf dem offenen Meer weniger stark als an der Küste. Die Trichterförmige Deutsche Bucht verstärkt dagegen den Tidenhub, die einlaufende Gezeitenwelle staut sich regelrecht auf. So beträgt der mittlere Tidenhub auf Helgoland kaum 2 Meter, in Cuxhaven, im inneren der Deutschen Bucht sind es bereits 3 Meter.

#Tidenhub in der Deutschen Bucht
Selbsterstellte Karte des mittleren Tidenhubs in der Deutschen Bucht an der Nordseeküste. Deutlich erkennbar ist der Trichter Effekt, in den inneren Gewässern steigt der Tidenhub deutlich an und erreicht im Jadebusen und der Wesermündung bis über 3,5m. Aufgrund des Ausbaus von Jade und Weser erreicht der Tidenhub weiter landeinwärts, z.B. bei Bremen, bis über 4m.

Die Gezeiten wirken sich auch auf die Oberläufe der in die Nordsee mündenden Ströme und ihre Nebenflüsse aus. So haben Ebbe und Flut eine deutliche Wirkung in Ems, Weser und Elbe – weit hinter ihrer Mündung. Auch die Form der Flussmündung, das Ästuar, geht auf die Gezeiten zurück. Auch die Geeste, die in Bremerhaven in die Außenweser mündet, weist in ihrem Unterlauf Ebbe und Flut auf.

3 Kommentare zu „Herr der Gezeiten: Tidehub in der Deutschen Bucht

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  1. Ein Phänomen, das immer wieder fasziniert. 😊
    Wenn man sich dann noch bewußt ist, das der Tidenhub in besonderen Gebieten zweistellige Meterzahlen erreichen kann.
    Lieben Gruß, Ewald

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  2. Bei der großen Differenz des Tidehubs im Inneren der Aestuare ist allerdings zu beachten, dass es sich eher zum kleineren Teil um ein Ansteigen des Flut-Wasserstandes als vielmehr durch ein – Ausbau-bedingtes – Absinken des Tideniedrigwassers handelt. Das Wasser fliesst also „besser“ Richtung Nordsee weg und „fehlt“ der Schifffahrt, die letztlich mit ihren Ausbaumaßnahmen just dies hervorgerufen hat.

    Gefällt 1 Person

    1. Auf das Thema werde ich zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zurückkommen. Im Grunde hat man durch den Ausbau der Tidengewässer den natürlichen Tideverlauf wesentlich verstäkrt, das Ende des Tidengewässer (und die Brackwasserzone) weiter ins Landesinnere verlegt, was dann wieder weiteren Gewässerausbau verursacht…. Das Absinken des Niedrigwassers, oder generell der Ausbau, ist ja auch für die Verschlickung und Verlandung von Nebenarmen und Nebenflüssen (mit)verantwortlich – aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen ;-).

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