Die Corona Kleinstaaterei beginnt: Cuxhaven sperrt seine Strände (für Auswärtige)

Jetzt ist es soweit. Das deutsche Kleinstaatentum erlebt Dank der Corona-Pandemie eine Renaissance. In der ersten Reihe – das Nordseebad Cuxhaven. Die Stadt sperrt, beginnend mit dem 27.März 2019, Auswärtige von seinen Stränden aus. Auswärtige, das sind aus Sicht der Entscheidungsträger, Personen, die ihren Erstwohnsitz nicht innerhalb der eigenen Stadtgrenzen haben. Grund ist die große Ansteckungsgefahr die vom Corona-Virus ausgeht.

Bereits am letzten Wochenende machten selbsternannte Ordnungshüter, nach Bürgerwehrmanier, „Jagd“ auf auswärtige Fahrzeuge, klemmten Nötigungen und Drohungen hinter die Scheibenwischer der mutmaßlichen Krankheitsüberträger.
Nun gab die Stadtregierung dem offensichtlichen Druck der eigenen Bevölkerung nach.

Nun könnte man meinen das die bisherigen, oft bundesweiten Maßnahmen eigentlich ausreichen sollten: Das Abstandsgebot, vor allem aber das Verbot von Menschengruppen größer zwei Personen, die nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben. Doch das ist der Stadt nicht genug. Jetzt müssen die Auswärtigen „Virenschleudern“ draußen bleiben, was bereits für die Bewohner des eigenen Landkreises gilt. Denn spazieren gehen, so man sich an die bestehenden Verbote hält, ist nicht verboten – auch nicht am Strand.
Trotzdem, die Strände bleiben ab sofort den Einheimischen vorbehalten – denn diese sind ja schließlich Gesund. Die Krankheit kommt, und kann nur von außen kommen. Was für Donald Trump die Mexikaner sind, sind für Cuxhaven die Auswärtigen.
Eine ziemlich Absurde Theorie für eine hochverschuldete, schrumpfende und stark überalterte Stadt die Hauptsächlich vom Tourismus lebt. Wo Auswärtige für sehr viele die Lebensgrundlage bilden. Die wo immer möglich gemolken werden.

Der Zugang zum Strand gleicht innerhalb der Saison ohnehin bereits der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Zäune, Absperrungen und bemannte Kontrollpunkte. Hauptsache niemand kommt ohne zu bezahlen an den Strand – ausgenommen natürlich die Bewohner der Stadt (das wäre noch ausreichend Stoff für einen eigenen Beitrag). Gleichbehandlung – Nein Danke, dass die Europäische Dienstleistungsrichtlinie eigentlich Einheimischen-Rabatte verbietet – egal.
Ebenso hat ein deutsches Gericht den Strandeintritt grundsätzlich für unzulässig erklärt. Schlupflöcher blieben und die werden auch genutzt, auch von Behörden.
Bleibt nur zu hoffen, dass Gäste, auch zukünftige, Konsequenzen ziehen. Cuxhaven ist ganz sicher nicht der schönste Ort an der deutschen Nordseeküste.

Eines will ich noch klarstellen, ich möchte die Auswirkungen des Corona-Virus‘ keinesfalls verharmlosen – auch nicht die vorhandene Ansteckungsgefahr. Mit den Bestehenden Regeln kann man diese bereits stark begrenzen – auch am Strand. Die nächste Konsequenz wäre eine Ausgangsperre, keine Rosinenpickerei für die eigenen Bürger.


Verweise:

 

17 Kommentare zu „Die Corona Kleinstaaterei beginnt: Cuxhaven sperrt seine Strände (für Auswärtige)

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  1. Trotz allem, ich kann nicht verstehen, was einige an „zuhause bleiben“ nicht verstehen. Büsum brach das Wochenende vor der Touristen-Sperre in Schleswig-Holstein auseinander. Total überlaufen. Da war man zu dem Schritt ja regelrecht gezwungen.

    Es geht nicht um gesunde Einheimisch und kranke Auswärtige, es geht um die Menge an sich. Je weniger Menschen auch an sonnigen Wochenenden zuhause bleiben, umso wahrscheinlicher werden wir eine komplette Ausgangssperre bekommen. Dann ist der Strand ganz zu. Und Anordnungen muss man auch durchsetzen können, dazu gibt es die Kontrollen. Das finde ich OK, solange der Ton angemessen ist.

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    1. Die Frage ist doch was ist zuhause bleibebn? Ich wohne absichtlich in der Stadt weil ich einen kurzen Arbeitsweg bevorzuge, auch der Umwelt zuliebe. Einen Garten haben wir nicht. Wir machen sicher keine Tagesausflüge und sind dafür zig Kilometer unterwegs. Übernachtungssperre ist das eine, Tagesgäste aus der Umgebung das andere. Wenn man dann noch zwischen Einheimischen und „Fremden“ trennt ist man ganz schnell auf dem Level von Donald Trumps Amerika. Entweder alle oder keiner. Da ist mir eine Ausgangsperre, die keinen Unterschied macht lieber.
      Natürlich geht es letzendlich darum, die Massen fernzuhalten. Ich mal behaupte einfach mal das weder Massen von Bremern und Hamburgern hundert Kilometer pro Weg für einen Spaziergang fahren ohne das ein Café oder ähnliches zur Verfügung stünde. Wir waren selbst am Sonntag am Strand, voll war es nicht. Die, die da waren hielten sich an die Regeln.

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  2. also ich kann das nur aus dem weit entfernten Süden beurteilen und kenne natürlich die Lage definitiv nicht ! Trotz allem finde ich Strände schließen OK aber nicht für Auswärtige ! Das geht gar nicht sońst machen wir einen Sperrgürtel um Stuttgart !
    Mich erinnert dies an eine Zeit wo bestimmten Menschen/rassen verboten wurde sich auf der Strasse zu bewegen ! Also Vorsichtsmaßnahmen ja aber dann für alle !
    Wenn nicht hoffentlich lernen die Touristen daraus und werden diesen Ort künftig meiden !

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  3. Ich hoffe das wenn die Pandemie überstanden ist , die Stadtväter nicht vergessen die Verbotsschilder zu beseitigen . Das diese selbsternannte Bürgerwehr zu denen vielleicht auch Vermieter von Ferienwohnungen gehören sich rückbesinnen . Es könnte ja sein, dass sich manch vergraulter Tourist, an derartige Umgangsweise erinnert. Wäre nach Corona die Nächte Katastrophe, für die Touristenhochburg Nordsee.

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    1. Der Wald wird irgendwann sicher wieder um dieses Schild ärmer. Verbotsschilder sind ja in Deutschland und vor allem an den Stränden nicht wegzudenken…. Finde ich grausam, mit ein Grund warum wir fast immer im Ausland urlauben.
      Läge Cuxhaven nicht um die Ecke würde ich nie dort hinfahren.

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  4. Das ist so schade… Wir wollten auch gerne noch an der Nordsee spazieren gehen – mit dem gebotenen Abstand zu anderen selbstverständlich, aber zwischendurch mal „lüften“ ist schon wichtig, gerade mit Kind.
    Wobei mir eine Freundin heute erzählte, dass das nirgends mehr an der Nordsee möglich sein soll. Aber ich habe das noch nicht entsprechend recherchiert. Hast du dazu zufällig was gehört?
    Hoffen wir, dass es bald besser wird.
    Viele Grüße, Becky

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    1. Spazieren gehen ist erstmal nur an den Cuxhavener Stränden nicht erlaubt, das betrifft damit immerhin sämtliche Sandstrände zwischen Elbe und Weser. Falls ihr einfach nur am Meer entlang laufen wollte bieten sich noch ausreichend andere Möglichkeiten. Auch die Grünstrände an der Wurster Nordseeküste sind noch zugänglich.

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  5. Wir wollten dieses Jahr zu Ostern nach CUX oder SPO fahren. Das wird natürlich nichts mehr.

    Daher machen wir es uns in Balkonien und Gardinien gemütlich. Ab und zu einen Spaziergang in der Umgebung. Man muss nicht auf Gedeih und Verderb Party machen.

    Und ein Tipp für alle:

    Weniger Ich und mehr Du, dann funktioniert vieles besser.

    Bleib Gesund

    LG Bernhard

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  6. Ich bin hin- und hergerissen. Ich glaube, im Moment gibts gar keine guten Entscheidungen für die Politik. Immer nur das kleinere Übel…. (Aber ich lese trotzdem gern andere Meinungen. Fand daher Deinen Beitrag hochinteressant!) LG und bleib gesund, Stefanie

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    1. Ich sehe das anders. Natürlich sind die Möglichkeiten derzeit noch begrenzt, die Enstcheidungen keine Guten.
      Dennoch sollte der Anstand gewahrt bleiben. Wenn der Strand gesperrt wird, dann wird er gesperrt – für alle. Der Grundgedanke für die Sperrung ist ja offensichtlich und auch nicht falsch. Nur sollten dadurch Bürgerrechte für die hunderte Jahre gefochten wurde, nicht von heute auf Morgen über Bord geworfen werden. Das jeder Mensch gleich ist, egal welcher Herkunft ist eines davon, vielleicht sogar unser höchstes gut, genau das wird hier mit Füßen getreten.

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  7. Immmer wieder lustig wie die Touristen meinen, die heimgesuchte Region würde im Meer versinken wenn sie nicht gnädigerweise mit der persönlichen Anwesenheit und dem Ankauf eines Fischbrötchens vor dem Konkurs gerettet würde, das der Minimalkonsum der eigenen Wohnmobilbesatzung ein Geschenk an die „strukturschwache“ Gemeinde sei:

    Die Drohungen wegen diesem und jenem nicht mehr wiederkommen zu wollen werden Jahr für Jahr durch neue Besucherrekorde ad absurdum geführt, die einen wünschen lassen daß die beleidigten Laberwürsten ihren Drohungen Taten folgen ließen. „Strukturschwach“ ist dabei lediglich das Verständnis dieser Klientel, die sowenig wie Dehoga-kontrollierte Politik begreifen will das der Motor der Seuche die Mobilität ist, daß man dem Virus weder ein Transportmittel noch ein leichtes Überspringen am überlaufenen Zielort bieten soll. Vor allem soll man nicht Teil einer Horde werden, die so sparsam im Denken ist daß sie die einfachen AHA-Regeln nur sehr situationsbedingt versteht, ein schlechtes Beispiel für andere bietet („wenn die fahren dann fahren wir auch“) und in ihrer Gesamtheit am Zielort mit oder oihne Corona nur erträglich wird wenn sie neben dem ganzen Müll auch ordentlich Schmerzensgeld da lässt, was bei geschlossenen Läden nun mal nicht geht.

    Wir sind nämlich NICHT alle gleich: Da gibt es die Menschen, die kein Problem damit haben, mal ein Jahr oder auch zwei mit dem Arsch zuhause zu bleiben (vielleicht weil es da schön genug ist, lebt ihr eigentlich alle im Slum oder was?), die solidarisch mit ihren Gastgebern denken und – wie gute Freunde – kommen wenn sie willkommen sind verstehen wenn man mal seine Ruhe haben will. Und da gibt es die anderen, die darauf pochen daß alle ja gleich sind und man ein Recht darauf habe, zu einer Belästigung zu werden.

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    1. Nun gut, wir sind keine Touristen. Wir sind die Bewohner einer Exklave inmitten des Landkreises. 50% der Menschen die hier arbeiten leben auch in eben diesem. Sollte man die auch aussperren?

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