Heute steht der Abschluss unserer Islandumrundung an, die Rückkehr nach Reykjavik – aber noch nicht das Ende unserer Reise. Unser Plan sieht vor, von Hvammstangi zunächst weiter nach Westen zu fahren den Osten der Halbinsel Snæfellsnes zu queren um dann schließlich, entlang der Küste der Faxaflói nach Reykjavik zu gelangen. Aber manchmal kommt alles anders als man denkt…
Vom Eismeer nach Reykjavik

Nach einem anstrengenden und erlebnisreichen Vortag, die Wale von Husavik schwammen noch immer in unseren Köpfen, konnten wir uns in der Nacht, im Guesthouse Hanna Sigga, ein wenig erholen. Zwar war das Bett in unserer „Zelle“, anders konnte man unser höchstens 8 Quadratmeter großes Zimmer nicht bezeichnen, recht bequem. „Komfortabel“ ist aber etwas anderes. Wie auch immer. Wir sind ausgeschlafen, haben es überlebt und sind selbstredend nicht für Wellness in Island. Das morgendliche Frühstück im Wohnzimmer der sehr zurückhaltenden Vermieter war in jedem Fall recht lecker und eine gute Stärkung. Anschließend packen wir unsere sieben Sachen, machen uns auf den Weg.
Eine seltene Begegnung…
Das Wetter ist trüb, ab und zu nieselt es leicht, die Landschaft im Nordwesten Island präsentiert sich grau und nebelverhangen. Wir fahren den Hrutafjord entlang nach Norden. Leicht sehnsüchtig blicke ich auf den Fjord. Plötzlich, eine Bewegung. Wale? Wale! Sofort halten wir das Auto an, wagen einen besseren Blick vom Fahrbahnrand aus. Tatsächlich, drei Meeressäuger schwimmen am Ostufer des Fjords. Die Whale-watching-Tour, gestern in Husavik, hat uns angefixt. Jetzt sind wir unsere eigenen Guides…
…Oder einfach unverschämtes Glück?

Fast überall verläuft die Straße 68 weit oberhalb des Hrútafjörður. Die Böschung daneben bricht zum Ufer ab. Der Weg zum Fjord ist steil und beschwerlich, das Wasser ist fast nicht zu erreichen. Zu unserem Glück liegt kaum 500m entfernt, die kleine Siedlung Bordeyri. Direkt am Ufer. Ausgerechnet hier, knappe 100-200m vom Ufer tummeln sich die Wale – noch unbekannter Art. Wir können unser Glück kaum fassen. Wenige Augenblicke später stehen wir schon am Ufer des Fjords. Natürlich immer die Meeressäuger im Blick. Wir vergessen die Zeit, unsere Tagesziele. Bleiben einfach hier. Bereuen nichts und blicken auf die „schwimmenden Tonnen“. Verrückt.
Entenwale im Hrútafjörður

Schnell kommt die Frage auf, welche Art von Walen wir da gerade vor uns sehen. Die großen Bartenwale konnten wir direkt ausschließen. Zunächst vermutete ich aus der Distanz Orcas. Aus der Nähe kamen Schwertwale dann aber nicht mehr in Frage. Auch Pottwale schieden aus. Für Delfine waren die Meeresäuger aber zu groß, zu massig. Dunkel erinnere ich mich an einen Entenwal, der sich vor einigen Jahren in die Themse bei London verirt hat. Also ich dann am Kopf eines Wals einen Schnabel Erblicke ist die Sache klar. Nördliche Entenwale (auch wenn ich das „nördliche“ im Nachinein ergoogelt habe).
Nördlicher Entenwal
Schnabelwale, zu denen auch die nördlichen Entenwale zählen, sind nach dem Pottwal die größten Zahnwale. Entenwale werden bis zu 10 Meter lang und wiegen zwischen 6 und 8 Tonnen. Sie sind in den Gewässer um Island sehr häufig, werden aber nur selten gesehen da sich sich meist auf dem offenen Meer aufhalten. Auf ihren bis über eine Stunde dauernden Tauchgängen, die in Tiefen bis über 1000 Meter führen, stellen sich vor allem Tintenfischen nach. Wir haben also unverschämtes Glück diese Tiere heute im Fjord zu sehen. So großes, dass selbst die Isländer ihre Nachbarn aus dem Haus klingeln.

Schließlich schwimmen die Wale in Richtung offenes Meer. Wir entschließen uns ihnen zu folgen. Sie möglichst an einer günstigen Stelle abzupassen und so vielleicht noch näher an die Tiere herranzukommen. Eine Landzunge, einige Kilometer oberhalb, halten wir für die perfekte Stelle. Wir warten. Eine Stunde, zwei Stunden. Nichts rührt sich. Entweder sind die Wale abgetaucht oder wieder zurückgeschwommen. Wir fahren wieder zurück. Keine Spur. Etwas traurig aber nicht enttäuscht – letztendlich glücklich, fahren wir weiter in Richtung Reykjavik, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, auf direktem Weg.
Island – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht