Island 3.4: Eisbergtour auf dem Jökulsárlon

Nach der unvergesslichen Zeit am Diamond Beach folgt der im voraus gebuchte  Tageshöhepunkt. Eine Fahrt mit dem Zodiac auf dem Jökulsárlon bis zu seinem nördlichen Ende, der Kalbungsfront, sowie zu den auf ihm treibenden Eisbergen.
Einer der absoluten Höhepunkte unserer Islandreise.

#Eisberg auf dem Jökulsarlon
Bizarr geformter Eisberg auf dem Jökulsárlon.

Eisberglagune Jökulsárlon

Der Jökulsárlon ist ein vergleichsweise junges Gewässer. Es entstand im Zuge des Rückgangs des Breiðamerkurjökull der bis 1935 noch den Atlantik erreichte. Dieser gigantische Gletscher  kalbt noch heute in die Lagune und ist für die auf ihr treibenden Eisberge verantwortlich. Noch in den Siebzigerjahren war die Lagune 8km² groß. Heute misst der Jökulsárlon mehr als 25km² und ist fast 250m tief und damit das tiefste Gewässer Islands. Der Gezeitenstrom Jökulsá á Breiðamerkursandi verbindet die Lagune mit dem Nordatlantik. Dadurch gelangt Salzwasser in die Lagune, die auf Meerespiegelniveau liegt, unterwirft sie dem Einfluss der Gezeiten.

#Jökulsarlon Eisberge
Die Vielfalt der Eisberge auf dem Jökulsarlon kennt keine Grenzen. Weder in Form- noch in Farbe.

Auch heute noch zieht sich der Gletscher zurück, im Durchschnitt etwa 100m pro Jahr. Um diese Distanz wächst entsprechend der Jökulsárlon. Zieht sich der Breiðamerkurjökull weiter zurück, wovon durch die Globale Erwärmung auszugehen ist, wird sich die Lagune noch weiter vergrößern. Der Boden unterhalb des Gletscher liegt noch in 20 Kilometer Entfernung zum See unterhalb des Meerespiegels. Nach dem Abschmelzen des Eises wird der Jökulsárlon schließlich zum einem langen Fjord werden, seine Eisberge verlieren. Bis dahin wird aber noch viel Zeit vergehen.

Adventuretour auf dem Jökulsárlon

Unsere Abenteuertour beginnt bei den Containern von „Ice Lagoon“ am Parkplatz am Südende des Jökulsárlon. Zunächst gilt es sich passend einzukleiden. Jeder Fahrgast erhält einen wasser- und winddichten Overall sowie eine Schwimmweste.  Auch eine Mütze  ist sehr kleidend. Die Wassertemperatur beträgt selbst im Hochsommer kaum mehr als 3°C. Ähnlich kühl ist die Luft über der Lagune. Anschließend geht es in einem fahrenden Ungetüm, einem geländegängigen Bus, zum Bootsanleger der etwa zwei Kilometer entfernt liegt. Das Südufer der Lagune ist in der Regel durch Eis blockiert. Anschließend besteigen wir unser Boot. Das Zodiac fasst 10 Personen sowie den Fahrer bzw. Guide. Platznehmen kann man auf dem Rand des Zodiacs wo man sich bei Bedarf an einem Seil festhalten kann. Heute ist kräuselt sich die Wasseroberfläche jedoch nur leicht, ist fast spiegelglatt. Anschließend legen wir ab. Nach kurzer Fahrt auf das offene Wasser beschleunigt das Boot und wir fahren mit 40km/h in Richtung Norden, zur Kalbungsfront. Diese liegt rund sieben Kilometer entfernt.

Da wo der Gletscher kalbt

#Jökulsarlon Kalbungsfront
Kalbungsfront bzw. Abbruchkante des Breiðamerkurjökull am Nordende des Jökulsárlon.

Nach gut zehnminütiger Fahrt erreichen wir die Kalbungsfront des Breiðamerkurjökull am Nordende der Lagune. Wir halten gebührenden Abstand. Erstens fallen immer wieder Eistrümmer in den See. Zweitens können bei größere Kalbungen auch kleinere, tsunamiartige Wellen entstehen.  Der Gletscher kalbt aber leider nicht vor unseren Augen.

Doch auch ohne Kalbung ist die Eisfront mehr als beeindruckend. Sie zieht sich in einem weiten Bogen, als hellblaues Band, über vier Kilometer Länge quer durch die Eisberg-Lagune. Durch das trübe Wetter lässt sie sich kaum überblicken. Direkt vor der Kante treiben einige kleinere, frische Eistrümmer. Das Gletschereis hat hier ein alter von rund 1.000 Jahren. Es schimmert in verschiedensten blautönen ist von dunklen Bändern, Ascheablagerungen von Vulkanausbrücken, durchzogen und bizarr geformt. Wunderschön! Die Natur kann wahrhaftig beeindruckende Schauplätze erschaffen. Die Höhe der Kalbungsfront beträgt etwa 30-40m über Wasser, unter Wasser setzt sich die Eiskante fast 200m fort – kaum zu glauben. Man könnte hier locker den Kölner Dom versenken er wäre unsichtbar. Die Dicke des Eises übertrifft ihn bei weitem. Nach einigen Erläuterungen unseres Guides, sowie reichlich Zeit zum staunen, für Fragen und Fotos, fahren wir weiter zu den größten Eisbergen, die am Nordwestrand des Jökulsárlon treiben.

Eisberge vorraus

Zunächst queren wir ein größeres Feld „kleinerer Eisberge“. Anschließend steuern wir einige größere Exemplare an. Kein Eisberg gleicht dem anderen. Jeder ist bizarrer geformt als der vorherige. Die Formenvielfalt ist schier unendlich. Auch in ihrer Farbe unterscheiden sich die Eisberge deutlich. Kleinere erscheinen überwiegend weiß. Andere Exemplare zeigen spuren von vulkanischer Asche. Am schönsten sind jedoch die meist größeren, in vielen blautönen schimmernden Eisberge. Wer nicht weiß was eisblau ist, hier ist es zu sehen.

Unermessliche Farben- und Formenvielfalt

Die unterschiedliche Färbung der Eisberge kommt durch mehrere Faktoren zustande. Ersteinmal spielt die Dichte des Eises und die damit verbundene Anzahl der Luftblasen eine Rolle. Da Gletschereis und letztlich auch die Eisberge auf dem Jökulsárlon aus verdichtetem, uraltem Schnee bestehen, ist immer Luft eingeschlossen. Stammt der Eisberg aus dem unteren, besonders dickem Teil des Gletschers, hat der enorme Druck der Eismassen praktisch alle Luftblasen hinausgepresst – das Eis erscheint bläulich. Je mehr Luftbläschen das Eis enthält, desto weißer wirkt es. Hinzu kommt der Einfluss des Tageslichtes. Bei Sonnenschein erscheint das Eis weißer, bei diffusen Licht umso bläulicher, je nach Betrachtungswinkel. Vielleicht haben wir also doch Glück mit dem Wetter – wobei Glück, wir sind einfach nur froh das es trocken ist und genießen die unvergesslichen Momente.

Übrigens ragen die größten Eisberge im Jökulsárlon kaum s 20m über die Wasseroberfläche. Trotz dieser scheinbar geringen Ausmaße handelt es sich um wahre Giganten. Die Redewendung, „die Spitze des Eisberges“ kommt nicht von ungefähr. Lediglich 1/7 eines Eisberges sind sichtbar. Der übrige Teil versteckt sich unter Wasser. So verbirgt sich hinter einem 20m hohen Eisberg in Wahrheit ein 140m hoher Eisriese. Ein Koloss mit größeren Ausmaßen als das Sail City Hotel in Bremerhaven.
Die Eisberge treiben oft über Jahre in der Lagune herum, schmelzen langsam vor sich hin, bis sie schließlich über den Gezeitenstrom entgültig in das Meer gelangen. Die meisten dieser dann kleineren Eisberge verdriften nicht in den Ozean sondern werden von der starken Brandung, früher oder später an den Diamond Beach gespült, wo sie schließlich schmelzen.

Anschließend fahren wir zurück zum Anleger, dann zu den Umkleiden. Die gesamte Tour hat etwa 100 Minuten gedauert. Einer von Islands absoluten Höhepunkten liegt hinter uns und wir haben nichts bereut. Die Tour kostet 9.700 ISK (rund 80€) pro Person. Auf den ersten Blick scheinbar teuer, wir haben es aber keinen Augenblick bereut! Ich kann die Adventure Tour von IceLagoon nur empfehlen!


Überwältigt und KO machen wir uns auf den „Heimweg“. Unsere Unterkunft liegt allerdings noch runde 70 Kilometer entfernt im Hotel Jökull bei Bajarnanes nahe Höfn. Die Fahrt vergeht wie im Flug, ohne Zwischen oder Fotostop. Am Ende sind wir glücklich, nach einem langen Tag endlich im Bett zu liegen.


IslandIsland – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht


Siehe auch:

3 Kommentare zu „Island 3.4: Eisbergtour auf dem Jökulsárlon

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