Schillig – die ostriesische Insel, die keine ist

Die niedersächsische Festlandsküste misst etwas mehr als 300 Kilometer Länge. Sie umfasst den niedersächsischen Teil des Dollarts, die Ostfriesische Halbinsel, den Jadebusen, die Halbinsel Butjadingen sowie die Küste zwischen Weser- und Elbmündung.  Der gesamte Bereich liegt im Bereich des Wattenmeers, geschützt von den vorgelagerten, wie an einer Perlenschnur aufgereihten Inseln. Die im Brandungschatten gelegene Festlandsküste zeigt ein nahezu einheitliches Bild. Ein Deich schützt das Hinterland, davor bilden Salzwiesen den Übergang zu den flachen Watten. Die Gezeiten sind ausgeprägt, bei Ebbe zieht sich das Wasser kilometerweit zurück. Die Strände sind grün. Die wenigen Sandstrände lassen sich an zwei Händen abzählen. Das Klischee vom dünengesäumten, weißen Nordseestrand erfüllt sich hier nicht. Aber wo es eine Regel gibt, gibt es auch eine Ausnahme, Schillig.

Blick vom Diech auf den Inseltraum am Festland. Der Strand versteckt sich hinter dem Dünenkamm. Am Horizont, die östlichste und echte Ostfriesische Insel Minsener Oog.

Traumstrand auf dem Festland

Das Schillighörn bildet das Äußerste Nordostende der ostfriesischen Halbinsel, an der Mündung der Jade. Schon der Name weckt Urlaubsgefühle. Ein von Muschelschalen (Schill) umspülter Sporn (Hörn) in der See – genau das trifft auch zu. Die West-Ost-Drift der Inselkette trieb und treibt Sand in den Jadestrom, ein Teil davon wurde vor Jahrzehnten vor Schillig großflächig aufgespült. Hieraus entwickelte sich der wohl schönste Strand des niedersächsischen Festlandes. Eine ostfriesische Insel die keine ist.
Schon am obligatorischen Deich offenbart sich, dass hier vieles (nicht alles) anders ist als ein paar Kilometer weiter. Im Gegensatz zu unseren sandigen Hausstränden in Duhnen, Döse und Sahlenburg erübrigt sich hier der Strandeintritt. Der Weg ist frei. Keine Zäune, kein Beton, keine befestigte Strandpromenade – und auch keine Armada von Verbotsschildern.

Am Hundestrand von Schillig. Weißer Sand, Dünen, keine Zäune, keine Strandkörbe. Hier fühlen sich Frauchen, Herrchen und auch Hunde wohl – auch wenn die üblichen und auch die ungeschriebenen Regeln gelten.

Hundestrand Schillig

Hinter dem Deich liegt ein sandiges, mit Dünen durchsetztes Vorland. Strandrosen, kleine Bäumchen und Dünengräser prägen das Landschaftsbild. Dazu gesellen sich, nicht zu übersehen, Kaninchen, Feldhasen und Fasane – ganz wie auf den „echten“ Nordseeinseln. Ein kleiner, nein ein echter Urlaubstraum. Hinter dem (nicht eingezäunten) Dünenkamm liegt der ungezähmte Strand. Keine Buhnen, keine Granitblöcke, keine Strandkörbe erlaubt. Einfach nur Sand, feiner weißer, mit Muschelschalelen gesprenkelter Sand, der gefühlt werden muss – Schuhe aus. Sogar Hunde sind an diesem Strandabschnitt erlaubt – denn sonst wären wir vermutlich gar nicht hier. Damit aber nicht genug, kaum zu glauben aber wahr – wir haben Platz, viel Platz. Tatsächlich sind wir an einem warmen Sommernachmittag fast alleine auf diesem Bereich.
Es ist ruhig, fast still. Nur der Wind rüttelt an den Dünengräsern, das Rauschen des Meeres berührt die Sinne. Sogar ein neugieriger Seehund schwimmt am Ufer vorbei. Es könnte kaum schöner sein. Auch wenn der Weg um Wesermündung und Jadebusen vergleichsweise weit ist – wir kommen sicher wieder.

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