Am Ende – Status: Pasterzengletscher

Alle Jahre wieder erscheint Anfang April der Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins ÖAV. Spätestens seit dem „Rekordsommer“ im Jahre 2003  schmelzen die „Eisriesen“ des österreichischen Alpenanteils in großem Tempo. Für den vergangenen Sommer, 2018, meldet der ÖAV nun die größten durchnittlichen Längenverluste seit 1960. Rekordverdächtig wenn man bedenkt, dass die Gletscher in den letzten 60 Jahren  deutlich an Länge, Fläche und Masse eingebüßt haben. Sich also auch weiter in die Höhe, in vermeintlich kältere Regionen zurückgezogen haben.
Zeit also meinen Besuch am größten Gletscher der Ostalpen und Österreichs im vergangenen Spätsommer, noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Pasterze Gletscher Großglockner.
Blick von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf die Gletscherzunge der Pasterze. Im Vordergrund der neue Gletschersee. Im Hintergrund die höchsten Gipfel Österreichs mit dem Großglockner.

Der Pasterzengletscher

Die Pasterze, unterhalb des Großglockners, ist derzeit (noch) der flächenmäßig größte und längste Gletscher Österreichs und der Ostalpen. Der Eisstrom misst derzeit bis zu 8km in der Länge, wovon rund 5km auf die Gletscherzunge entfallen. Die Gesamtfläche beträgt aktuell etwa 17km².
Aufgrund der derzeitigen klimatischen Verhältnisse und wohl auch der anthropogenen Klimaerwärmung wird der Eisriese derzeit in rasantem Tempo kleiner und kürzer. Dieser Rückgang hat sich seit 2010 noch einmal deutlich beschleunigt. Allein in dieser Zeitspanne hat sich der Gletscher fast um einen halben Kilometer verkürzt.
Die Pasterze endet derzeit in einem immer größer werdenden Schmelzwassersee in welchem sich die einst so imposante Gletscherzunge in Form von Eisbergen auflöst.

Pasterze Landat Satellitenbild Gletscher
Die Pasterze am 30. August 2017 in Echtfarben (Satellitenaufnahme, Landsat).

Das obige Satellitenbild zeigt den Zustand der Pasterze im Spätsommer 2017. Die Schneerücklagen aus dem vergangenen Winter sind beinahe aufgebraucht, die Firnpolster vergangener Jahre liegen frei.
Noch eindrücklicher ist der Vergleich der beiden unten stehenden Aufnahmen aus dem Jahre 1985 und 2017. Hier wird das ganze Ausmaß der Gletscherschmelze deutlich. Der Rückgang, vor allem der Gletscherzunge ist nicht zu übersehen. Vom einstmals mächtigen Eisstrom ist nur mehr ein kleiner Rest verblieben.

Die Pasterze am 13. September 2017

Nach einem kühlen Herbstbeginn präsentieren sich die Hohen Tauern bereits im Winterkleid. Doch auch der Schnee kann den jämmerlichen Zustand des Eisstroms nicht verbergen. Der Eisrandsee hat enorme Ausmaße angenommen, der Zugang zum Gletscher wird immer mühsamer.

Pasterze Gletscher Gletschersee
Gletschersee mit Eisbergen. Das sich auflösende Zungenende der Pasterze. Man beachte auch den Höhenunterschied zwischen dem linken, schuttbedeckten- und dem rechten schuttfreien Teil der Gletscherzunge.

Neben der Auflösung des Gletscherendes im Eisrandsee ist der Zerfall der Pasterzenzunge derzeit am besten in Form von zwei großen Einsturztrichtern sichtbar. Sie sind stumme Zeugen der kaum mehr nennenswerten Fließbewegung – mangels Eisnachschub aus dem Nährgebiet. Der vordere Einsturztrichter liegt am Übergang des schuttbedeckten Eises in den Gletschersee. Der hintere findet sich im schuttfreien Eis, etwa einen halben Kilometer vor dem Eisrand.

Pasterze schmelzen Klimawandel
Blick aus dem Gletschervorfeld über den schuttbedeckten Gletscherteil in Richtung Großglockner.

Hinterer Einsturztrichter

Der Hintere Einsturztrichter liegt nahe dem Zufluss eines Baches. Dessen vergleichsweise warmes Wasser frisst sich von unten in das Eis, höhlt es aus. Durch die kaum mehr existente Fließbewegung verbleiben diese Höhlen an Ort und Stelle und vergrößern sich bis sie irgendwann einstürzen (was an den Eistrümmern schön zu sehen ist)

Vorderer Einsturztrichter

Der vordere Einsturztrichter liegt am Rand des schuttbedeckten Zungenteils. Am Übergang zum Gletschersee. Ebenso wie bei hinteren ist dieser durch den Einfluss von fließendem Wasser entstanden, wahrscheinlich durch den Gletscherbach. Dieser Bach verschwindet etwas oberhalb unter das Eis. Von der Kante brechen immer wieder kleinere und größere Eisbrocken ab, die dann entweder durch kleine Flutwellen stranden oder in den Gletschersee getrieben werden.

Hufeisenbruch und Zuflüsse

Der sogenannte Hufeisenbruch bildet das obere Ende der Gletscherzunge. Hier stürzen die Eismassen über eine Felskante und bilden an ihrem unteren Ende die eigentliche Pasterze. In der Vergangenheit überfloss das Eis die gesamte Kante und bildete einen Hufeisenförmigen Eisfall.

Heute sind nur mehr 2 kleinere Zuflüsse aus dem Süden und ein größerer- aus dem Norden verblieben. Alle Zuflüsse schwinden weiter, werden kleiner. Der Eisnachschub der Gletscherzunge verringert sich deutlich und könnte bereits in naher Zukunft ganz ausbleiben. Im Hauptzufluss zeigen sich bereits erste Felsfenster, die ein mögliches abreißen ankündigen könnten.

Talseitiges Zungenende

Das Talseitige Ende der schuttfreien Gletscherzunge löst sich seit einigen Jahren immer stärker auf und weicht dabei schnell zurück. Momentan endet die Zunge oberhalb des Sees in einer breiten, in einzelne Eisblöcke aufgelösten Front. Es ist nicht auszuschließen das sich unter dem Schutt noch Toteis befindet, dieses irgendwann abschmilzt oder aufschwimmt und sich der Gletschersee entsprechend weiter ausdehnt.

Visualisierte Messdaten des Österreichischen Alpenvereins

Die Zunge der Pasterze hat sich seit 1985 massiv verkürzt und ist auch deutlich dünner geworden. Das Zungenende hat sich dabei um etwa fast 900m nach hinten verlegt. Seit 2010 hat sich das Tempo noch einmal deutlich erhöht. Die Fließgeschwindigkeit hat deutlich abgenommen und ist inzwischen, für einen Gletscher dieser Größe, beinahe zu Stillstand gekommen. Die Dicke der Zunge hat, in Höhe der Seelandlinie, um mehr als 130m abgenommen, etwas oberhalb, an der Burgstalllinie immernoch um 110m. Die Jährliche Eisschmelze ist dabei in den letzten Jahren tendenziell etwas größer geworden.


Interne Verweise:


siehe auch:

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