Kaunertal: Vom Gletschergarten zum Gepatschferner

Das Kaunertal ist das westlichste  Längstal der Ötztaler Alpen und reicht von Prutz am Inn 30km südwärts bis zum Gletschertor des Gepatschferners. Das Tal ist dünnbesiedelt, eng und schmal und wird an beiden Seiten von mehr als 1.500m aufragenden, steilen Flanken gesäumt. Im hinteren Drittel befindet mit dem Gepatschspeicher ein großer Stausee zur Energiegewinnung. Die Kaunertaler Gletscherstraße quert das Tal fast auf der gesamten Länge, dient aber vor allem zur Erschließung des Skigebietes auf den Gletscherresten des Weißseeferners, dem sogenannten Kaunertaler Gletscher. Dahinter liegt der unberührte Teil des Kaunertals. Das Fernergries, das Vorfeld des Gepatschgletschers. Hier unternehmen wir eine einsame Wanderung zum Gletschertor des größten Eisstroms der Ötztaler Alpen.

Die Gletscher schmelzen, der Gepatschferner leidet, das Eis verschwindet. Der Faggenbach führt viel trotzt Trockenheit viel Wasser und gleicht einem reißenden Strom.

Durch den Fernergarten

Ausgangspunkt der hin- und zurück Wanderung durch das Vorfeld des Gepatschferners ist der Parkplatz am Fernergarten. Hier beginnt der Wanderweg, direkt an den Ufern des Faggenbachs auf etwa 1.910m Seehöhe. Gleichzeitig lag vor gut 150 Jahren an dieser Stelle das Gletschertor des Gepatschferners. Mittlerweile hat sich die Gletscherzunge mehr als 3,5km zurückgezogen und ist von hier aus schon lange nicht mehr zu sehen. Wir laufen zunächst den Bach entlang, der aufgrund der hohen Temperaturen und der starken Gletscherschmelze beinahe Hochwasser führt. Anschließend geht es durch lichten Wald und dichtes Gestrüpp weiter in den Talschluss hinein. . Hier im vergleichsweise warmen und inneralpinen Trockental liegt die Waldgrenze sonnseitig erst auf 2.100m Höhe, die Baumgrenze noch einmal 100m höher.

Die Steigung ist zunächst nur moderat, zieht dann aber, beim Aufstieg auf einem großen Rundhöcker leicht bis über 2.100m an. Die Umgebung des Gletschervorfeldes ist karg, felsig und steinig. Das Gelände ist noch nicht lange eisfrei. Die Verwitterung ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass größere Pflanzen auf dem nackten Boden halt finden könnten. Dennoch ist die Umgebung farbenfroh, die Kulisse traumhaft. Die Felsen sind vielfarbig und vom Eis glattgeschliffen. Überfall gibt es kleine Tümpel voller Kaulquappen und hier und da sprießt eine kleine Lärche. Tief unter uns fließt der tosende, von grauer Gletschermilch trübe Gepatschbach.

Ende der Eiszeit

Das karge, junge Gletschervorfeld des Gepatschferners. Vor 30 Jahren war das komplette Tal noch eisbedeckt. Bereits in dieser kurzen Zeit, hat sich der Gletscherbach tief in den Fels geschnitten.

Wir steigen nun zum Gletscherbach hinab, in ein Gelände, dass noch bis vor 30 Jahren eisbedeckt war. Der Eisrand wird zwar sichtbar, liegt aber noch weit entfernt. Der Gletscher gleicht eher einem Rinnsal als einem Eisstrom.  Der Gepatschferner gehört zu den am schnellsten schmelzenden Gletschern in den Alpen. Allein in den vergangenen 20 Jahren hat er mehr als einen Kilometer an Länge eingebüßt. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte er fast vollständig abgeschmolzen sein. Bis vor kurzem konnte ich mir das kaum vorstellen, bei einer Eisfläche von über 15km². Leider zeigen Sommer, wie der aktuelle dann aber doch, dass der Klimawandel viel schneller voranschreitet, also wir uns das vorstellen können.

Jähes Ende der Wanderung

Der Boden ist locker und noch nicht gefestigt. Pflanzen gibt es so gut wie keine. Das heiße Wetter und die heftigen Gewitter der Vortage haben Spuren hinterlassen. Riesige Muren und Schlammlawinen haben den Weg verschüttet und die Brücken über den Gletscherbach zerstört. Gut einen Kilometer vor der Gletscherzunge müssen wir kehrt machen und kehren auf dem gleichen Pfad zum Ausgangspunkt zurück.

Trotz widriger Umstände, eine landschaftlich spektakuläre, einsame und nicht zu schwere, kurze Bergwanderung.

Statistische Daten:

  • Länge: 4,8km
  • Auf- und Abstieg 380 Hm
  • Tiefster Punkt 1.910m
  • Höchster Punkt 2.160m.

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