Vom Tod eines Gletschers: Rettenbach-Ferner

Ein Gletscher ist kein lebendes Wesen. Er besteht aus „toter“ Materie, Eis und Schnee vermischt mit Geröll und Staub. Trotzdem kann er „leben“ und „sterben“, sich bewegen, vorrücken und zurückweichen. Ein beeindruckendes Gebilde der Natur. Derzeit geht es kaum einen Gletscher auf der Welt „gut“. Die meisten sind krank, viele liegen im Sterben, siechen dahin. So auch der Rettenbachferner oberhalb Sölden, der durch seine Nutzung als Skigebiet einer der bekanntesten Gletscher der Alpen ist.


Titelbild: Das Zungenende des Rettenbachferners, im Hintergrund die Felsfenster im früheren Eisbruch. Rechts der über den Sommer abgedeckte Teil der Gletscherzunge. Der Höhenunterschied ist beachtlich.


Von wegen „ewiges“ Eis

Rettenbachferner Sölden schmelzen
Eiszerfall in der Steilstufe, dem früheren Eisbruch des Rettenbachferners. Schon im nächsten Sommer könnte hier statt Eis, blanker Fels zu sehen sein.

Der Rettenbachferner schmilzt

Die meisten Gletscher sterben schleichend, schmelzen langsam, Sommer für Sommer vor sich hin. Sie sind träge, reagieren langsam auf veränderte klimatische Bedingungen. Auch ein schmelzender Gletscher liegt den größten Teil des Jahres unter einer Schneedecke verborgen. Deutliche Veränderungen zeigen oft erst nach Monaten oder Jahren. Für das menschliche Augen fast unsichtbar. Anders der Rettenbachferner. Die heißen Sommermonate der letzten Jahrzehnte, vor allem aber die der letzten Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen. Der Eisnachschub aus dem Nährgebiet ist praktisch zum Stillstand gekommen. Der ehemalige Eisbruch „stirbt“ ab. Es zeigen sich Felsinsel, welche sich rasch vergrößen und schon bald zu Felsriegel zusammenwachsen werden. In naher Zukunft wird sich der bis dahin verbliebene Rest der Gletscherzunge vom oberen Teil des Gletschers abspalten.

Panorama Rettenbachgletscher Sölden
Panoramaaufnahme der Gletscherzunge des Rettenbachferners. Deutlich treten die Felsinseln im absterbenden Eisbruch hervor. Vorne links der neuentstehende Gletschersee, rechts an der scharfen Eiskante erkennbar, der über den Sommer abgedeckte Gletscherbereich.

Ein Gletscher verschwindet

Der Eisrand ist inzwischen so dünn, dass schon ein vergleichsweise geringer Dickenverlust einen starken Rückgang zur Folge hat, der Gletscher wird rasch kleiner. Eisnachschub von oben ist keiner zu erwarten. Die Gletscherzunge stirbt. Am Rand der Zunge bildet sich derzeit ein größerer Eisrandsee. Dieser wird den Schwund noch weiter beschleunigen und in Zukunft vielleicht einmal das ganze Becken der bis dahin gänzlich abgeschmolzenen Gletscherzunge ausfüllen.

Nachtrag 2015:

Das Ausapern des Felsriegels im Eisbruch hält unvermindert an. Im Juli 2015 kalbte ein größerer Teil der Gletscherzunge in den sich stetig vergrößernden Gletschersee.


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