Unsere gestrige Etappe, durch die Ostfjorde, führte fast immer an der Küste entlang. Wir hatten mindestens das Wasser eines Fjords oder den Atlantischen Ozean im Blick. Heute erwartet und ein Kontrastprogramm. Das Meer werden wir heute nicht zu Gesicht bekommen. Stattdessen erwartet uns das wüste Hochland, vulkanische Landschaften und schließlich der Mývatn, der Mückensee.
Unser Weg führt uns von Egilsstaðir zum Mývatn. Quer durch den Nordosten Islands.
Am Rand der bewohnten Welt
Nach einer wenig geruhsamen Nacht im sehr hellhörigen und daher (sehr) lauten Eyjólfsstadir Guesthouse und einem eher unterdurchschnittlichen Frühstück, machen wir uns wieder auf den Weg. Lassen die Unterkunft so schnell wie möglich hinter uns. Das Gästehaus hat unsere ohnehin kaum vorhandenen Erwartungen noch einmal deutlich unterboten. Keine Empfehlung!
Titelbild: Das karge Hochland im Nordosten Islands mit dem majestätischen Tafelvulkan Herðubreið – die Breitschultrige. Die Königing der Berge Islands.

Von Egilsstaðir bis an die Ufer des Mývatn
Von Egilsstaðir bis zu unserer Unterkunft, dem Guesthouse Stöng im westlich des Mývatn sind es etwas mehr als 200 Kilometer. Umwege und Abzweigungen nicht eingerechnet. Unterwegs findet sich nicht ein einziges Dorf. Anfangs passieren wir im Tal der Jökla noch einige Höfe, spätenstens mit dem Verlassen des Talbodens befinden wir uns außerhalb der bewohnten Welt, am Rand des Isländischen Hochlandes, der Wüste Möðrudalsöræfi. Die grünen Wiesen des Tals sind Geschichte. Hier finden sich nur noch vereinzelte Gräser und Moose. Doch auch dieses spärliche Grün lichtet sich, mit jedem Kilometer, mehr und mehr. Ab und zu begegnen wir immerhin ein paar Ziegen. Schließlich wird die Landschaft immer karger, lebensfeidlich. Geröllfelder dominieren nun die Umgebung. Wir sind angekommen in der Wüste des Hochlands, dem Hálendið.

Im Isländischen Hochland
Die weiten des isländischen Hochlandes sind nahezu unbewohnt. Wir befinden uns nun außerhalb der Zivilisation. In der absoluten Wildnis. Die reichlichen Niederschläge versickern nahezu sofort in den Geröllfeldern, werden von reißenden Strömen in Richtung Ozean transportiert. Starke Winde blasen den trockenen Boden davon und auch im kurzen Sommer sind die Temperaturen eher niedrig. Extreme Bedingungen. Das Leben hat es hier schwer. Nur wenige Pflanzen können diesen Verhältnissen trotzen.
Durch die Wüste
Die Nordöstlichen Ausläufer des Hochlandes präsentieren sich als leicht gewellte, mit einzelnen Inselbergen, Schild- und Tafelvulkanen durchsetzte Hochebene, zwischen 500 und 600m Seehöhe gelegen. Hier und da finden sich einzelne Lava- und Aschefelder. Im großen und ganzen ist diese Region aber von mehr order weniger groben Geröllfeldern bedeckt. Optisch erinnert hier vieles an den Mond oder auch an die Sand- und Geröllwüsten des Mars. Wir sind überwältigt von der Weite und der Ruhe. Die Kraft und Macht, welche die Natur an diesem Ort ausstrahlt zeigt ihre Wirkung.

Mit letzter Kraft nach Reykjahlíð
Leider bekommen wir mehr und mehr ein Problem. Unsere Tankanzeige nähert sich bedrohlich dem Nullpunkt. Zeigte der Tank zum Fahrtantritt noch Treibstoff für knappe 300 Kilometer sind es schließlich keine 100 mehr. Den Abzweig zum Detifoss, einem riesigen Wasserfall lassen wir zunächst links liegen und halten Kurs auf Reykjahlíð der einzigen größeren Siedlung am Ufer des Mývatn und seiner Tankstelle. Hinter den aktiven Vulkanfeldern des Namafjall, die sich durch dampfende Schlote bemerkbar machen kommt die Wasserfläche des Mývatn in Sicht. Rasch wird die Landschaft wieder grüner. Wir erreichen wieder den Rand des Universums, schließlich den Planeten Erde und damit die Zivilisation – und endlich auch eine Tankstelle.

Island – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht
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