Großer Aletschgletscher (3) – Vom Märjelensee zur Fiescheralpe

Zwischen dem Eggishorn im Süden und dem Strahlhorn im Norden liegt ein kleines Hochtal, das Märjela. Hier finden sich mehrere kleine, flache und sumpfige Gewässer – Die Märjelenseen.
Bis zu Beginn des 250. Jahrhunderts lag hier der große und gefürchtete, eisgestaute, Märjelensee. Der zu dieser Zeit noch wesentlich größere, vor allem dickere, Aletschgletscher versperrte den Abfluss.

#Aletschgletscher MärjelenseeStrandlinie September 2019
Hier befand sich einst der eisgestaute Märjelensee. Das Eis des Aletschgletschers war damals gute 200m dicker. Die Strandlinie des ehemaligen Eisstausees ist noch gut erkennbar, zieht sich quer durch die rechte Bildmitte.

Gefürchteter Märjelensee

Heute liegt die Oberfläche des Eisstroms am westlichen Ende des auf einer Seehöhe von 2.220m, auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit stand das Eis noch auf 2400m. Die Abflüsse des so abgeriegelten Tals wurden aufgestaut und bildeten einen großen Eisstausee. Dieser maß bis zu 45 Hektar, war 1600m lang, 500m breit und bis zu 100m tief. Die enthaltene Wassermenge belief sich auf bis über 10 Mio m³. Ab einem Pegelstand von 2365m entwässerte der Stausee über den Seebach in Richtung Fieschertal. Alle paar Jahre aber suchte sich das Wasser, durch klüfte und Spalten im Aletschgletscher, einen Weg durch das Eis. Der gesamte See entleerte sich schlagartig und die Wassermassen überfluteten das Rhonetal. Durch den Rückgang des Gletschers bildet sich heute nur noch sporadisch ein kleinerer See, der Hintersee, welcher sich järhlich entleert. Die geringen Wassermengen stellen heute keine Gefahr mehr dar.

Ich setze meinen Weg fort und gelange nach einem kurzen, aber steilen Abstieg in das kleine Hochtal der Märjelenseen (2.300m). Das Tal ist im Gegensatz zum Wanderweg gut besucht. Wo die wohl alle herkommen?

Zwischen den Tälern

Auf den Abstieg zum Gletscherrand verzichte ich, auch wenn es mir in den Fingern juckt. Letzlich liegen aber noch fast 10 Kilometer vor mir. Ich habe keine Kraft zu vergeuden. Der nun folgende Teil der Wanderung ist so wie das Wandern nunmal ist. Hohe Berge, schmale Pfade, atemberaubende Ausblicke. Etwas, dem Großen Aletschgletscher vergleichbares fehlt.

Es beginnt nun ein sanfter Anstieg. In den nächsten 3 Kilometern geht es rund 100 Höhenmeter nach oben. Nach den kleinen Märjelenseen treffe ich auf die Gletscherstube (2.360m), wo ich meine Trinkwasservorräte auffülle. An hier könnte ich meine Wanderung mit Hilfe des Tälligrattunnels bedeutend verkürzen – der Blick auf den Fieschergletscher, meinem nächsten Ziel, sind mir aber einige Kilometer Umweg wert.
Anschließend passiere ich den glasklaren Märjelen-Stausse. Dieser wurde zur Wasserversorgung der Bettmeralp aufgestaut. Sein Wasserspiegel entspricht etwa dem des einstige eisgestauten Sees.

Fieschergletscher – der nächste Eisstrom

#Fieschergletscher Gletscherzunge
Der Fieschergletscher, mit 15km Länge die Nr.2 unter den Alpengletschern. Ganz anders, anders schön, als der Große Aletschgletscher Im Hintergrund das Oberaarhorn (3.603m).

Etwa 8 Kilometer hinter meinem Ausgangspunkt, am Bettmerhorn, knickt der Weg scharf nach Süden ab, der Fieschergletscher kommt in Sicht. Der nach dem Großen Aletschgletscher, mit fast 15km, zweitlängste Eisstrom der Schweizer Alpen. Seine Zunge ist stark schuttbedeckt und nur schwer zugänglich. Wie praktisch alle Gletscher weltweit, ist auch er vom Klimawandel betroffen. Einst lag sein Gletschertor ganz in der Nähe des bewohnten Fieschertals. Sein vorrücken bedrohte einst gar bewohntes Gebiet – davon ist er aber heute weit entfernt. Ganz im Gegenteil, er ist vom Abschmelzen bedroht.

Von nun an windet sich der Weg am Hang entlang. Zunächst gute 1,5 Kilometer bergab. An einem kleinen Bach fülle ich noch einmal meine Flaschen auf (2.140m). Die pralle Sonne zehrt meine Vorräte schnell auf.

Die letzten 4 Kilometer zur Fiescheralpe geht es wieder leicht bergan – und die ziehen sich. Am Ende klingt die Wanderung unspektakulär, über die Skiwege des Wintersportgebietes aus. Schließlich finde ich mich an der Baustelle der Fiescheralpe wieder (2.220m). Hier wird eine neue Gondelbahn gebaut. Die Zivilisation hat mich zurück. Seit dem Märjelenensee bin ich keiner Menschenseele begegnet. Was für eine Wanderung!


siehe auch:


Verweise:

4 Kommentare zu „Großer Aletschgletscher (3) – Vom Märjelensee zur Fiescheralpe

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  1. Vom Bettmerhorn bis zur Fiescheralpe war ich inklusive Pausen und reichlichen Fotostops gute 6,5 Stunden unterwegs. Ingesamt waren es gut 13,5 Kilometer, nicht mitgezählt der Weg zum Bahnhof in Fiesch und zur Bettmerhorbahn über die Bettmeralp.
    Kann die Wanderung nur empfehlen – würde sie jederzeit wieder machen :-).

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