Am 20.12 fegte das Sturmtief „Engel“, passend benannt für die kommenden Weihnachtstage über Norddeutschland hinweg. Da sich Tiefdruckwirbel auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, kam es nach dem Durchzug des Sturmzentrums zu einer mäßigen Sturmflut.
Sturmflut an der Nordseeküste
Bereits in der Nacht drehte der Wind auf Nordwest. Stürmische und orkanartige Böen, in Büsum wurde einer Spitzenböe von 119kmh gemessen, drückten das Wasser der Nordsee in die Deutsche Bucht und in die Flussmündungen von Elbe und Weser. Bereits beim Morgenhochwasser erreichten die Wasserstände Sturmflutniveau. Dazu müssen die Pegel einen Wasserstand von mehr als 1,5 Metern über dem Mittleren Hochwasser (MHW) erreichen. Das Nachmittagshochwasser fiel mit fast 2 Meter über MHW nochmals etwas höher aus.
Keine Bedrohung für die Deiche
Trotz des imposanten Naturschauspiels sind deartige Wasserstände heute keine Bedrohung mehr für die Küste. Die Deiche sind inzwischen mehr als 7 Meter hoch – kein Problem bei diesen Wasserständen. Dennoch kann es im Deichvorland und an den Stränden zu durchaus beachtlichen Uferabbrüchen und Sedimentverlagerungen kommen – die ganz normale Dynamik im Wattenmeer. In meinen gut drei Jahren an der Küste bin ich bislang noch nicht in den „Genuß“ einer Sturmflut gekommen. Fast immer fiel der Hochwasserscheitel in die Dunkelheit, was bei kaum 7 Stunden Sonnenlicht im Winter meist der Fall ist. Das Sturmtief Engel habe ich zum Anlass genommen mir dieses Naturspektakel mal genauer anzuschauen.
Situation in Bremerhaven
Die Auswirkungen der Sturmflut in Bremerhaven waren weitgehend gering, jedoch wurden einige geparkte Fahrzeuge im Bereich der Geestemündung und am Fähranleger überflutet. Diese Gebiete liegen im Deichvorland und stehen bei erhöhten Wasserständen entsprechend unter Wasser.
Am Weserdeich vor dem Alten Hafen erreichte der Wellenschlag den erst kürzlich fertiggestellten neuen Deichfuß.
Sturmflut am Sahlenburger Strand
Von Bremerhaven aus fuhr ich anschließend noch die Strände von Cuxhaven an, Sahlenburg und Duhnen. Hier wehte zu Nachmittagshochwasser nochmal eine ziemlich Steife Brise – deutlich heftiger als in der Seestadt. Beim Wechsel vom schweren Straßenschuh auf Gummistiefel blies es mir glatt die bereits ausgezogenen Schuhe weg -Uff!

Wie erwartet war der Strand weitgehend überflutet. Hier, wo das Meer üblicherweise recht sanft daher kommt, Wellen kaum höher als einige Dutzend Zentimter sind, brausen nun echte Brecher als Ufer. Teilweise erreicht der Blanke Hans sogar die Dünenkette. Trotz der steifen Brise eine tolle Stimmung und ein einzigartiges Erlebnis. Außer mir ist keine Menschenseele am Strand – aber ein Windsurfer auf dem Wasser.
Sturmtief Engel tobt in Duhnen

Von Sahlenburg fuhr ich anschließend noch ein paar Kilometer weiter, nach Duhnen, zum längsten Sandstrand der Niedersächsischen Nordseeküste. Das friedliche Nordseebad, wo die Wassertiefe selbst bei Hochwasser kaum zum baden ausreicht, präsentierte sich heute von einer gänzlich anderen Seite. Kräftige Wellen brechen an den Strand, Gischt schlägt ins Gesicht, die Nordsee tobt. Dazu gesellt sich ein ohrenbetäubender Lärm. Zu meinem Unglück entlädt sich gerade ein Graupelschauer über Duhnen. Wirklich ungemütlich und doch beeindruckend. Sturmflut und gutes Wetter schließen sich leider gegenseitig aus.
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