Es ist frischer Frühjahrsmorgen im Schnalstal (ital. Val Senales), an der Talstation der Gletscherbahn. Ein böiger Wind drückt die gefühlte Temperatur noch weiter in den Keller. Der Kontrast könnte nicht stärker sehr, rund herum grau-grüne Hänge bis weit hinauf. Hier und da erinnern durchbrochene Kunstschneebänder daran, dass eigentlich Frühling herrscht. Naturschnee findet sich erst weiter oben. Viel weiter oben. Erst knapp unterhalb von 3.000m grüßen die ersten Schneefelder. Mitte April im Retortendorf Kurzras, ganz sicher nicht der Normalfall.
Nichtsahnend stelle ich mich an der Seilbahnkasse an. Innerhalb von 15min geht es kaum einen Schritt vorwärts. Es ist lediglich eine Kasse geöffnet und meine Laune wird schlechter. Irgendetwas stimmt nicht.
Tatsächlich, die Seilbahn bleibt, bis auf weiteres, aufgrund des stürmischen Windes, außer Betrieb. Skifahren, Fehlanzeige – wobei, nicht ganz. Die kurze und brettharte Piste an den Glockenliften ist geöffnet und wird entsprechend frequentiert.
Fast drei langweilige und kalte Stunden vergehen, dann hat Petrus ein einsehen. Der Wind schläft ein, die Gletscherbahn nimmt den Betrieb auf. Mit ermäßigtem Tarif (30,50€) schwebe ich mit der „höchsten Seilbahn Südtirols“, naja gut, der höchsten Pendelbahn Südtirols, hinauf zur Bergstation Grawand auf 3.212m.
Jetzt aber endlich auf die Ski. Hier oben ist alles weiß. Strahlender Sonnenschein, perfekt präparierte Pistenteppiche.
Der obere Teil des Schnalstaler Skigebietes liegt auf dem vermeintlich eweigen Eis des Hochjochferners, in unmittelbarer Nachbarschaft der Österreichischen Grenze. Die Schneelage ist zum Skilaufen ausreichend, allerdings sind 90cm, griffig-harter Altschnee, für diese Jahreszeit deutlich zu wenig. In der Regel finden sich sollche Mengen bereits im Herbst. Im späten Frühjahr sind eher einige Meter die Normalität – aber was ist das schon in Zeiten globaler Erwärmung.
Die oberste Etage des Skigebietes bietet typische Gletscherpisten. Perfekt geneigt, mal etwas flacher oder steiler, aber nicht besonders lang. Diese setzen sich nach unten bis zu den Gletscherseeabfahrten fort, womit sich eine schöne Höhendifferenz von mehr als 400m ergibt. Über die Gletschersee-Sesselbahnen erreichbar ist zusätzlich die „Leo-Gurschler-Piste“ erreichbar, eine deutlich rassigere Abfahrt, was für Abwechslung sorgt. Auf der anderen Talseite liegt die Sesselbahn Hintereis, welche das Skigebiet räumlich deutlich vergrößert. Die nett trassierten, mittelschweren Hänge in Südhanglage sind heute mit einigen Triebschneeablagerungen bedeckt, was hier und da einige wehmütige Gedanken an den zu Ende gehenden Winter weckt.
Vom windbedingten Spätstart am Morgen einmal abgesehen, ein fast perfekter Skitag. Einzig die vergleichsweise langsamen Sesselifte, allen vorran der an der Grawand, welcher zusätzlich noch einige Aussetzer (pro Fahrt) hatte, bilden ein kleines Manko. Die Finailschlepplifte waren leider, ohne ersichtlichen Grund, den ganzen Tag außer Betrieb. Erschreckend ist die geringe Schneelage und der Zustand des Hochjochferners. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Kommentar verfassen