Der Hausberg von Obergurgl ist die Hohe Mut, ein 2.653m hoher „Grashügel. Gemeinsam mit dem südlichen anschließenden, gleichnamigen Bergrücken und den benachbarten Hochtälern, Gaisberg- und Rotmosstal, liegt hier vielleicht das schönste Wandergebiet des Gurgler Tals. Immer im Blick, die eisgepanzerten Bergmassive von Hochfirst (3.405m) und Seelenkogel (3.424m). Die Temperaturen haben im Vergleich zu den Vortagen leicht angezogen. Das Wetter ist stabil und trocken, ab und an lässt sich die Sonne blicken. Der Schnee des Vortages ist unterhalb von 2700m und außerhalb der Gletscher weitgehend Geschichte. Beste Bedingungen zum Wandern.
Vom knapp 1.900m hoch gelegenen Obergurgl geht es zunächst mit mäßiger Steigung zum Fuß des Gaisbergtals auf 2.060m Seehöhe. Von hier an geht es steil hinauf zur Hohen Mut. Alternativ kann bis hier her auch die Bergbahn benutzt werden, was aufgrund des wenig ansehnlichen Anstiegs zu empfehlen ist.
Der im Vergleich zu den benachbarten, schroffen Bergkämmen und scharfen Graten, sanfte Rücken der Hohen Mut wurde in den letzten Eiszeiten durch Gleschertätigkeit geschliffen und so abgrundet. Die steilen Flanken bilden den Rand der U-Förmigen Trogtäler von Gaisberg- und Rotmoostal – ebenfalls ein Relikte der Eiszeiten. Die dafür verantwortlichen Gletscher existieren noch heute – wer weiß wie lange noch.
Von der Hohen Mut aus folgt ein gemächlicher Abstieg durch wilde Almwiesen zum Mutsattel (2.550m). Danach trennen sich, nach einem kurzen Anstieg (2.580m), die Pfade ins Gaisberg- und Rotmoostal . Ins Gaisbergtal führen zwei Wege. Der eine, die steile Flanke entlang bis zum Eisrand des Ferners (2.500m), der andere in steilen Serpentinen bis zur Endmoräne der kleinen Eiszeit (2.360m).
Leider zieht jetzt dichter Nebel das Gaisbergtal hinauf. Deshalb streichen wir den Besuch am Gletscher, der schmale Pfad, immer den Abgrund entlang ist uns bei diesen Sichtverhältnissen nicht ganz geheuer. Entsprechend geht es die Serpentinen hinab – oft nicht weniger schmal und dafür auch deutlich steiler. Der Abstieg endet an der Gletscher-Endmoräne der kleinen Eiszeit. Seither ist der Gaisbergferner, von kurzen Vorstößen um 1920 und 1980, zurückgeschmolzen.
Von hier an führt der Pfad durch das wilde, unberührte Gaisbergtal, immer den Gletscherbach entlang. Eine Weile sind nur die Glocken der am Hang weidenden Schafe zu hören. Später lichtet sich der Nebel und die Tiere sind auch zu sehen. Gelegentlich durchschneided der schrille Pfiff eines Murmeltieres die nur durch das Rauschen des Baches durchbrochene Stille. Ab und an ist auch eines der großen Nagetiere zu sehen. Es wird wohl geprüft ob wir, oder unser vierbeiniger Gefährte, eine Bedrohung darstellen könnten. Vielleicht aber auch einfach nur gewarnt.
Je weiter wir absteigen, desto breiter wird das Tal. Die Vegetation bunter und dichter. Die Sonne kämpft sich lansam durch den Nebel und gibt den Blick auf den Gletscher und die umgebenden Berge wieder frei. Eine ganz besondere Stimmung breitet sich aus.
Bald ist das Ende des Gaisbergtals, die Eimündung in das Gurgler Tal erreicht. Schnell endet der Pfad und es geht über breite Skipisten zurück ins Dorf. Zurück in die Zivilisation.
Letztes Hindernis sind die weidenden Pferde, Haflinger, am Gaisberg. Gründlich prüfen sie jede Person die ihren Weideplatz passiert. Wer hier dere stärkere ist, ist den Tieren durchaus bewusst und wird auch offen zur Schau getragen, körperkontakt inklusive.
Reiseübersicht:
3-Länder, 3-Jahreszeiten Alpentour
Als Sommer-Wander-Seentour geplant entwickelte sich die Reise, je näher der Termin rückte, mehr und mehr zur…