Das Zungenende des Gaisbergferners war eigentlich ein Ziel unserer Wanderung über die Hohe Mut. Leider machte uns gegen Ende das Wetter einen Strich durch die Rechnung – dichter Nebel. Wie auch immer, es war trotzdem eine wunderschöne Tour. Der Gletscher war trotz einer geringen Schneebedeckung gut einsehbar. Seine Entwicklung möchte ich im folgendem etwas näher beleuchten.

Der Gaisberferner – ein kleiner alpiner Talgletscher
Der Gaisbergferner ist ein kleiner Talgletscher oberhalb von Obergurgl in den östlichen Ötztaler Alpen. Seine Gletscherzunge endet derzeit im hinteren Gaisbergtal auf etwa 2.500m Höhe. Seinen Ursprung hat der Eisstrom in einer Karmulde unterhalb des Gaisbergjochs, zwischen den Gipfeln Hochfirst (3.404m) im Norden und der Liebenerspitze (3.399m) im Süden.

Der Gaisbergferner heute
Der Gaisbergferner ist bis heute ein klassischer, alpiner Talgletscher, mit ausgeprägter Zunge. Derzeit ist der Eisstrom etwa 2.400m lang und durchschnittlich 400m breit.
Das Nährgebiet des Gletschers liegt in einem, annähernd kreisförmigen, flachen, Kar zwischen 3.300 und 3.100m. Anschließend stürzt das Eis in einem etwa 500m langen, nur 200m breiten, spaltenzerrissenen Eisfall ins Gaisbergtal. In diesem Eisbruch überwindet der Gletscher einen Höhenunterschied von 250m. Südlich des Eisbruchs kalbt ein kleiner, namenloser, noch bis vor wenigen Jahren, mit dem Gaisbergferner verbundener Tributärgletscher auf die Gletscherzunge und führt dem Gaisbergferner zusätzliche „Nahrung“, in Form von Eis, zu.
Unterhalb des Eisbruchs beginnt die eigentliche, etwa einen Kilometer lange Gletscherzunge. Vor der orographisch linken Seite der Gletscherzunge liegen noch größere, schuttbedeckte, Toteismassen. Nördlich der Gletscherzunge finden sich zwei weitere, ehemalige Tributärgletscher, darunter der Hochfirstferner. Beide sind heute nicht mehr mit dem Gaisbergferner verbunden.
Entwicklung seit der kleinen Eiszeit
Auf dem Höhepunkt der kleinen Eiszeit, um 1850, erreichte der Gaisbergferner seine nacheiszeitliche Maximalausdehnung. Damals war er etwa 4 Kilometer lang und endete auf einer Seehöhe von 2.350m. Alle drei oben beschriebenen, heute eigenständigen Gletscher, speisten zu dieser Zeit die Gletscherzunge.
Seit diesem Hochstand zieht sich der Gaisbergferner, unterbrochen von kurzen Widervorstößen um 1920 und 1980, zurück. Alle Gletschervorstöße haben bis heute gut erhaltene und deutlich sichtbare Moränenwälle aus Schutt und Geröll aufgeschoben. Deshalb ist die einstige Ausdehnung des Gaisbergferners noch gut sichtbar.

Da sich in den letzten Sommern nur wenig Schnee im Akkumulationsgebiet halten konnte, in manchen Jahren praktisch gar keiner, wird sich der Rückgang der Gletscherzunge fortsetzen und sogar noch verstärken. Möglicherweise wird der Gletscher sogar völlig abschmelzen.
Vergletscherte Fläche (inkl. Hochfirstferner):
- 1856/LIA-Maximum: 2,52 km²
- 1969 (AGI1): 1,83km² (Hochfirstferner 0,29km²)
- 1997 (AGI2) 1,63km² (Hochfirstferner 0,32km²)
- 2006 (AGI3) 1,38km² (Hochfirstferner 0,25km²)
- 2015 1,27km² (Hochfirstferner 0,21km²)



Siehe auch:
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