Von den schwarzen Stränden, am Landeyahöfn, ist unser nächstes Ziel der Seljalandsfoss mitsamt den ihn umgebenden, grünen Klippen, bereits zu sehen. Trotzdem sind es noch gute 15 Kilometer bis zu diesem Wasserfall durch das topfebene Schwemmland des Markarfljót. Im Gegensatz zu den vorherigen, Gullfoss und Urriðafoss , besticht der Seljalandsfoss nicht durch seine schieren Wassermassen. Das Highlight an diesem Wasserfall ist das man hinter ihn gehen kann!
Island-Wetter
Das kurze, für isländische Verhältnisse fast tropische, Intermezzo vom Morgen ist verflogen. Die Sonne versteckt sich inzwischen hinter Wolken, ab und zu tröpfelt es leicht. Die frischeren 15°C fühlen sich angenehm an und sind schon deutlich nordischer als die über 20°C am morgen.
Seljalandsfoss
Der Seljalandsfoss liegt nahe der Ringstraße zwischen Hvolsvöllur und Skógar. Der Wasserfall wird durch den Fluss Seljalandsá gebildet, dessen Ursprung die Eiskappe des Eyjafjallajökull ist. Die Klippen, über die das Wasser über 66 Meter weit abstürzt sind teil einer alten Küstenlinie. Heute liegt der Seljalandsfoss fast 10 Kilometer vom Atlantik entfernt. Durch den beständigen Transport zermahlenen Vulkangesteins und -asche. Dank der Ströme Südislands verlagert sich das Ufer immer weiter Seewärts.
Hinter dem Wasserfall

Der Seljalandsfoss ist weder besonders hoch (für isländische Verhältnisse), noch besonders wasserreich. Trotzdem ist er einzigartig. Das liegt erst einmal daran, dass der Parkplatz im Gegensatz zu allen anderen besuchten, kostenpflichtig ist – mit 700 ISK sogar ziemlich teuer und frech. Vor allem aber daran, es möglich ist, den Seljalandsfoss zu Umrunden. Da die Felswand, über die das Wasser stürzt, überhängt, kann man nämlich hinter dem Wasserfall herlaufen. Dies ist aufgrund der Gischt nicht nur eine ziemlich feuchte und rutschige-, vor allem aber eine ziemlich spektakuläre Angelegenheit. Die Macht und Kraft der Natur lässt dadurch noch intensiver wahrnehmen. Eine einzigartige Erfahrung.
Gleiches gilt für Asiaten die sich in barfuss und in Schlappen den doch nassen, steilen und ausgetretenen Pfad hinter den Wasserfall mühen. Sicher nicht die richtige Bekleidung am Rand der Arktis.

Vom Seljalandsfoss bis zu unserer heutigen Unterkunft, dem Hotel Edda Skógar, einer alten Schule, sind es gute 30 Kilometer. Das eher mit einer deutschen Jugendherberge gleichende Hotel liegt am Südfuß des Eyjafjallajökull und unweit des Skógafoss, einem weiteren Wasserfall. Wir checken zunächst ein, fahren aber anschließend noch ein Stückchen weiter nach Osten.
Sólheimajökull

Von Skógar sind es nur gute 12 Kilometer bis zur Gletscherzunge des Sólheimajökull. Einem Auslassgletscher des des Mýrdalsjökull, mit knapp 600km² eine der „kleineren“ Eiskappen Islands. Unter dem „ewigen“ Eis schlummert mit dem Katla einer der gefährlichste Vulkane der Insel. Ganz ohne Vulkane geht es in Island einfach nicht ;-).
Ein schöner Tagesausklang und ein kleiner Ausblick auf den morgigen Tag, der ganz im Zeichen des Eises stehen wird.
Die Zufahrt zur Gletscherzunge ist gut ausgebaut. Eine (sogar) asphaltierte Stichstraße führt von der Ringstraße, durch unwirklich grünens Moränengelände bis zu einem Parkplatz am Eisrand. Zumindest bis zum ehemaligen Eisrand. Auch der Sólheimajökull reagiert auf die Klimaerwärmung und hat, wie quasi alle Gletscher weltweit, seit einigen Jahren den Rückwärtsgang eingelegt. Vom Parkplatz aus führt ein Pfad, knapp zwei Kilometer, über Moränenschutt zum Rand eines neuen Gletscherrandsees und von dort aus weiter bis zum Eisrand.

Die Zunge des Sólheimajökull ist rund 15 Kilometer Lang verliert sich dann in den weiten des Mýrdalsjökull, welcher sie als Auslassgletscher dient. Ihr Ursprung liegt im Dom der Eiskappe rund 1.400m über dem Meer. Das Zungende kalbt derzeit in einen See auf etwa 140m Seehöhe und ist gut 800m breit. Damit ist der Sólheimajökull in etwa so groß wie die größten Alpengletscher und zumindest vorerst der größte von mir besuchte Gletscher. Sehr eindrucksvoll!
Skógafoss
Vom Sólheimajökull kehren wir, völlig Platt, zu unserer Unterkunft zurück. Den kurzen Abstecher zum Skógafoss können wir uns aber nicht ersparen. Auch dieser Wasserfall ist mehr als eindrucksvoll. Unsere Sinne sind aber so überladen vom gesehenen, dass wir kaum mehr in der Lage sind diesen Anblick richtig zu genießen.

Damit endet der erste „richtige“ Tag in Island. Die Natur der Insel ist gewaltig. Feuer, Wasser und Eis. Allein dieser Tag führte und durch weite Landschaften, vorbei an Kontinentalspalten, Vulkanen zu Wasserfällen, heißen Quellen und Geysiren. Zu schwarzen Stränden und an den Rand des „ewigen Eises“. Wir sind überwältigt und müde, fast erschlagen von den Eindrücken. Kaum zu glauben wir gerade einmal einen Bruchteil des Landes gesehen haben – so ist Island.
Island – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht
Das sieht wunderschön aus… 😊😊😊
Lieben Gruß, Ewald
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