Von der Schlucht Fjaðrárgljúfur kommend erreichen wir nach kurzer Zeit ein weiteres, „kleineres“ Lavafeld, das Brunahraun. Gute 45 Kilometer hinter dem Canyon verabschieden wir uns dann von den Hügellandschaften linkerseits und erreichen die endlosen Weiten des Skeiðarársandur, die größte Sanderfläche der Erde. Diese werden wir erst 50 Kilometer später wieder verlassen – nur als Vorstellung zur Weite dieser völlig unbewohnten Ebene. Das Wetter ist uns inzwischen gnädig gestimmt. Es ist trocken, aber meist stark bewölkt was das Land optisch noch wesentlich weiter wirken lässt. Ab und zu blinzelt sogar die Sonne durch die Wolken. Aufgrund der Lage der schmalen Küstenebene, eingeklemmt zwischen dem kühlen Nordatlantik und den eisigen Höhen der nördlich anschließenden, riesigen, Eisfelder erreichen wir kaum mehr als 10°C. Sehr erfrischend – in der fernen Heimat ächzt die Republik unter einer Hitzewelle bei mehr als 35°C.

Durch den Skeiðarársandur
Der Skeiðarársandur bedeckt eine Fläche von 1.000 Quadratkilometer und ist nahezu völlig flach und bis auf wenige Pflanzen auch vegetationsfrei. Eine wüstenhafte Mond- oder Marslandschaft die aus 100-200 Kubikkilometern Schotter besteht und eine frühere Meeresbucht ausfüllt. Pro Jahrhundert kommt etwa ein Kubikkilometer hinzu.
Im Norden bildet der gigantische Skeiðarárjökull, der größte südliche Auslassgletscher des Vatnajökull, auf 16 Kilometern Breite den Horizont. Im Süden der Nordatlantik. Durch die Wolken wird der Blick dorthin aber etwas getrübt, was die Ebene noch gigantischer wirken lässt. Bei Trockenheit, zugegeben in Island eher selten, kann es hier, am Rande der Arktis, zu großen Sand- und Staubstürmen kommen.

Die Schwemmlandebene wird von einigen Flüssen durchquert, die allesamt dem Vatnajoküll entstammen – mit mehr als 8.000 Quadradkilometer Fläche der größte Gletscher Islands und Europas. Für Island sind irgendwelche Superlative allerdings kaum greifbar, hinter jeder Ecke lauert der Nächste. In dieser Ebene aber, fehlen auch uns die Worte. Die Weite hier ins kaum fassbar, weder richtig in Bilder, noch in Worte zu fassen. Man muss es selbst gesehen, ja erlebt haben.
Auslassgletscher des Öræfajökull

Am östlichen Ende des liegt das vergletscherte Vulkanmassiv des Öræfajökull, innerhalb des Vatnajökulls, mit Islands höchsten Erhebungen. Die Wolken verhindern zwar einen Blick auf die Gipfel. Dafür rücken die Zungen der Auslassgletscher Skaftafellsjökull und Svínafellsjökull in unser Blickfeld. Füllen es irgendwann fast völlig aus – was für eine Aussicht!

Skaftafellsjökull und Svínafellsjökull
Die größere der beiden Gletscherzungen ist die westlichere, Skaftafellsjökull. Dieser Auslassgletscher, ist ausgehend von den weiten der Eiskappe, etwa 11 Kilometer lang und zwei Kilometer breit. Sein Zwillingsbruder, der Svínafellsjökull misst dagegen nur neun Kilometer in der Länge und einen in der Breite – was ihn allerdings kaum weniger beeindruckend macht. Beide Gletscher Enden, derzeit, in Eisrandsee, verlieren aufgrund der Klimaerwärmung an Länge und Masse.
Gescheitert an der Straße zum Svínafellsjökull
Zur Zunge des Svínafellsjökulls führt eine zwei Kilometer breite Schotterstraße. Da unser wichtigster Tagesordnungspunkt erst um 17:00 stattfindet, nehmen wir uns die Zeit. Leider stößt unser kleiner Toyota auf dieser Straße an seine Grenzen. Haben wir bislang noch jede Schotterstraße gemeistert ist diese Straße eine Nummer zu hart. Die teils riesigen Schlaglöcher, gerne mit großen Steinen daneben sowie die zu beiden Seiten wegkippenden Spuren, sind eine Nummer zu groß für den Kleinwagen. Nach rund der Hälfte der Strecke geben wir auf. Ein Stop an der Gletscherzunge wäre zwar nett gewesen, auf unserem Weg liegen aber noch weitere, weit größere – die werden wir auch auf keinen Fall etwas verpassen.
Gletschersee Fjallsárlón
Unser nächstes Ziel liegt etwa 45km hinter dem Svínafellsjökuls, der Eisrandsee Fjallsárlón sowie die in ihn kalbende Gletscherzunge des Fjallsjökull. Alles eine Nummer größer als an den vorherigen „Gletscherchen“ – aber auf Island geht immer alles größer wie wir später noch am Jökulsárlon erfahren werden. Trotzdem stockt uns der Atem.

Nur wenige hundert Meter von der Ringstraße entfernt, vor den Endmoränen des Gletschers, vermutlich aus der kleinen Eiszeit, befindet sich ein neu angelegter, asphaltierter Parkplatz. Von hier aus führt ein hügeliger Pfad, rund einen Kilometer langer Pfad, zum Ufer der Gletscherlagune Fjallsárlón.

Der See, Fjallsárlón ist derzeit etwa 4 Quadratkilometer groß, wächst aber durch den Rückzug des Fjallsjökulls beständig. Er liegt nur 20m über dem Meeresspiegel. Das Südostufer gliedert sich in einige Buchten. Im Norden liegt die zwei Kilometer breite Kalbungsfront des Gletschers. Hier brechen immer wieder Eisberge ab, die dann auf dem See treiben und letzendlich schmelzen. Eine eindrucksvolle Show der Natur. Die Gletscherzunge hat in etwa eine Länge von 10 Kilometern.

Die Lagune Fjallsárlón entstand und ensteht durch die Gletscherschmelze. Diese lässt den Fjallsjökull zurückweichen. Seine Endmoränen, aufgeschütetter Schotter am früheren Eisrand Stauen seinen Abfluss und lassen so einen Eisrandsee entstehehen. Zusätzlich hat die erosive Kraft des Eises ein Becken unterhakb des Sees ausgeschürft.
Wir fahren weiter. In wenigen Kilometern stehen zwei der absoluten Highlights Islands auf der Agenda, auch in der Retroperspektive. Die Gletscherlagune Jökulsárlon und der „Diamond Beach„.
Island – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht
Zum Gletschersee wollte ich auch unbedingt, aber das war leider zu weit. Wir hatten ja unser Kind mit dabei und wollten es mir der Fahrtzeit nicht übertreiben. Aber der nächste Island-Trip ist schon in Planung … 🙂
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Zumindest die Gletscherzunge des Solheimajökull wäre bestimmt machbar gewesen – zumindest ist sie (für Islandische verhältnisse) nicht wirklich weit weg vom Seljalandsfoss. Aber letztendlich sind die Eisberge dort mickrig – wir fanden es trotzdem beeindruckend ;-). Eigentlich alles!
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Nächstes Mal 🙂
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