Kein Wintertag wie jeder andere. Rekordschneemengen haben das obere Vinschgau in ein Wintermärchen verwandelt. Hier und da hängen noch letzte Wolkenfetzen an den höchsten Gipfeln Südtirols, doch das Blau überwiegt, die Sonne lacht. Der Tisch ist bereitet für einen wunderbaren Skitag – Vis a Vis mit dem Ortler.
Vis a Vis mit dem Ortler
Bei Prad zweigt das Suldental vom breiten Talboden des oberen Etschtals ab. Eine einzelne Straße windet sich bis fast auf 1900 Höhenmeter ansteigend, durch das enge Tal. Rechts und links blockieren meterhohe Schneewände die Sicht. Durch die Windschutzscheibe blinzeln immer wieder die Felsmassive der Ortler-Alpen. Plötzlich ist das Tal zu Ende. Das Ziel ist erreicht – Sulden am Ortler.
Das Skigebiet Sulden
Das Skigebiet besteht im Grunde genommen aus drei kleineren: Langenstein, Madritsch und Kanzel die sich westlich, östlich und südlich um das kleine Alpendorf gruppieren. Ein großer Pluspunkt, kann man sich so doch bei der Wahl der Pisten am Lauf der Sonne orientieren. Alle Gebietsteile sind am Talboden durch Skiwege miteinander verbunden.
Der Langenstein (1.850-2.500m) bildet den kleinsten Teilbereich des Suldener Skigebietes und den Einstieg in den Skitag. Mit der Doppelsesselbahn geht es knapp über die Baumgrenze. Von dort aus mit der Vierer-Sesselbahn „Des Alpes“ weiter hinauf, an den Rand der Ortler Ostwand in 2.500m Höhe – bis zum Gipfel sind es weitere, fast vertikale 1400 Höhenmeter. Hier oben finden sich wunderbare, aber leider etwas kurze Paradehänge auf den Eis- und Schuttmassen des „End der Welt Ferners“. Einem Gletscher der sich aus Schnee- und Eislawinen speist. Zurück ins Tal führt eine schön trassierte, etwa 2.000m lange Waldabfahrt.
Zurück am Talboden heißt es anschieben, bis zur Talstation des langen und langsamen Sesselliftes zur Kanzel (1.850-2.450m) sind es flache 400m. Endlich oben angekommen warten tolle Waldabfahrten, immer mit spektakulärem Blick auf den Ortler.
Von der Kanzel-Talabfahrt zweigt ein Skiweg zur Talstation der Sulden-Seilbahn, dem Einstieg ins Madritschgebiet (1.900-3.220m), ab. Dem höchsten Skigebiet Südtirols. Mit der, je nach Sichtweise, „größten Kabinenbahn der Welt“, ich bin ein Freund von Superlativen, geht es rasch zur Schaubachhütte auf fast 2.600m. Oben angekommen erschließen drei Sesselbahnen ein abwechslungsreiches Skigebiet am sonnigen Südwesthang der Schöntaufspitze. Zwar sind die Abfahrten hier oben eher Durchschnittskost, nichts was mich vom Hocker hauen würde, Landschaftlich gibt es aber kaum vergleichbares. Das Suldener Dreigestirn, Königsspitze (3.851), Monte Zebrù (3.735) und Ortler (3.905) ist zum Greifen nahe. Die Eisformationen des Suldenferners sind ein echter Hingucker. Zurück ins Dorf geht es über die fast 10km lange Talabfahrt mit rund 1.300 Höhenmetern.
In Summe bietet Sulden ein schönes Skigebiet. Es liegt etwas abseits der Touristischen Hauptrouten mitten in der spektakulären Bergkullise der Ortler Alpen – DAS Alleinstellungsmerkmal des Gebietes. Landschaftlich einmalig.
Mir persönlich haben die kurzen aber perfekt präparierten Paradehängen im oberen Bereich des Langensteins am meisten zugesagt. Auch die Talabfahrten an Langenstein und Kanzel sind toll gelegen und machen wirklich Spaß. Ein kleines Manko sind die langen und langsamen Sesselbahnen in diesem Bereich. Das Madritschgebiet bietet in Summe rassigere, jedoch unspektakuläre Abfahrten und modernere Lifte. Die lange Talabfahrt ist leider durch einige Skiwegartige Abschnitte geprägt. Die Verbindung der Teilgebiete untereinander ist etwas kräftezehrend, hier ist oft Stockeinsatz nötig.
Kommentar verfassen