Nach einer erholsamen Nacht in Snorri’s Guesthouse bleiben noch eine Weile liegen. Uns steht ein langer und ereignisreicher letzter Tag in Island Tag sowie eine kurze Nacht bevor. Wie schon vor gut einer Woche fahren wir zunächst nach Nordwesten, steuern noch einmal, über den Golden Circle, den Nationalpark Þingvellir an. Anschließend geht es weiter zum Vulkankrater Kerið.
Titelbild: Almannagjá – die Allmänner-Schlucht im Herzen des Thingvellir-Nationalparks markiert die Grenze zwischen der europäischen- und der nordamerkanischen Kontinentalplatte. Jedes Jahr driften die Kontinente einige Millimeter weiter auseinander.
Þingvellir – Islands Nationalstätte

Þingvellir, als Ort hat für Island eine ganz besondere Bedeutung, ist heute ein Nationalpark und zählt zum Weltkulturerbe der Unesco. Wie die anderen Sehenswürdigkeiten auf dem Golden Circle, dem Geysirfeld Haukaladur und dem Gullfoss, ist auch Þingvellir ein Touristenmagnet und entsprechend voll, teils schon störend voll. Auch Aufgrund der Nähe zu Reykjavik, denn viele Gäste verbringen ihren ganzen Urlaub hier.
Zwischen Europa und Amerika
Das Gebiet liegt in einem Grabenbruch, der Grenze zwischen den Kontineltalplatten Europas und Amerikas, die hier langsam auseinanderdriften. Diese Grenze zieht sich durch die ganze Insel, ist auch an vielen anderen Orten sichtbar. Einige der Spalten in Þingvellir sind mit Wasser gefüllt und recht tief. Nur hier ist es möglich, zwischen den Kontinenten zu tauchen.
Die Relevanz dieses Ortes rührt aber vor allem aus Islands Geschichte. Þingvellir bedeutet soviel wie „Ebene der Volksversammlung„.

Eines der ältesten Parlamente der Welt
Wir starten einen Rundgang durch das Zentrum von Þingvellir. Kaum ein Islandtourist dürfte an diesem Ort vorbeifahren ohne anzuhalten. De
Hier trafen sich seit der Landname die Wikinger jährlich zur Volksversammlung, dem Althing. Diese hatte sowohl gesetzgebenden- als auch gerichtlichen Charakter. Eines der ältesten Parlamente der Welt. Die Versammlung bestand bis ins 18 Jahrhundert – als die Dänen, die inzwischen Island unterworfen hatten, sie auflösten. Nach dem Ende der dänischen Herrschaft wurde hier, am 17. Juni 1944, die Republik Island ausgerufen.
Quer durch die Almannagjá -Schlucht verläuft der kleine Fluss Öxará, der hier auch einen kleinen Wasserfall formt, den Öxarárfoss. Innerhalb der Schlucht fließt sie durch einen kleinen Teich, dem Drekkingarhylur. Hier wurden im Mittelalter Todesurteile an Frauen vollstreckt. Männer wurden dagegen meist enthauptet.
Touristenschwärme

Extrem störend fielen mir hier einige Touristen auf, die sich nicht an die Absperrungen hielten (sichtbar z.B. auf dem Bild mit dem Drekkingarhylur) – gerade an diesem Ort ziemlich pietätslos. Der allseits umsich greifende Selfiewahn zeigt sich auch hier – dabei gibt es nichts lächerlicheres als Selfie-Stangen. Auch der Missbrauch der Gewässer als Wunschbrunnen ist ein großes Problem, viele Seen und Teiche liegen voller Münzen und müssen nach der Sommersaison aufwändig davon befreit werden. Damit die Isländer auch in Zukunft wolhwollend dem Tourismus gegenüber stehen, ist es wichtig, sich zumindest an die Grundlegenenden Regeln halten (aber das Problem gibt es leider nicht nur in Island). Wie auch immer, Þingvellir ist trotzdem einen Besuch wert. Mir haben aber insgesamt die weniger stark frequentierten Orte mehr zugesagt.
Kratersee Kerið

Auf dem Weg vom Þingvellir nach Süden machen wir noch einen kleinen Abstecher zur vulkanischen Caldera Kerið mit seinem schönen Kratersee. Der Krater entstand bei einem Ausbruch des Grímsnes-Vulkanfeldes, vor rund 3.000 Jahren. Kein Vergleich zum gigantischen Krater Hverfjall – aber wenn man schonmal in der Nähe ist…
Kerið wird häufig zum Abschluss von Touren auf dem goldenen Ring angefahren. Wird also gerade eine Busladung abgelassen, schnell weg.
Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Pfad auf den Kraterrand, welcher auf einem 800m langen Wanderweg umrundet werden kann. Der Rundweg ist einfach, überwindet nur wenige Höhenmeter, ist aber nicht befestigt und führt über loses Geröll – sehr sehenswerte, rote, vulkanische Schlacken. Vom Weg aus hat man einen schönen Blick auf das 55 Meter tiefen Krater und den innerhalb liegenden, türkisblauen See. Vom Rundweg zweigt ein Pfad zum See hin ab.

Der Vulkan ist in privatbesitz und deshalb entgegen der meisten natürlichen Attraktionen Islands eintrittspflichtig. Mit den 400 ISK rund 3€, wird sich der Besitzer eine goldene Nase verdienen. Ob das Geld den Besuch Wert ist? Wären wir nicht in Island würde ich klar ja sagen…
Island – Auf der Ringstraße 2018 – Übersicht