Nun war es mal wieder so weit – Freunde besuchen in Kiel, das dritte Mal in meinem Leben an der Ostsee und das, obwohl es auch in meiner Kindheit, in den Ferien, fast immer ans Meer ging. Die Ostseeküste blieb immer außen vor. Die Reiseziele lagen entweder an der Nordsee, dem Atlantik oder am Mittelmeer . Auch als Selbstvereiser hat sich daran kaum etwas geändert. Neben einem Kurzurlaub in frühester Kindheit in Grömitz, ohne verbliebene Erinnerungen, stand bisher nur noch ein Tagesausflug auf die Insel Poel mit Zwischenstopp in Wismar auf meiner Ostseeliste. Nun gingst für einen Spaziergang an die Steilküste von Stohl, einige Kilometer nordwestlich von Kiel. Dabei musste ich feststellen was ich bereits vermutete, die Ostseeküste ist wunderschön – ganz anders als die (natürlich auch schöne) Nordseeküste.

Immer Wasser – kein Watt, keine Gezeiten
Erstmal, in der Ostsee ist immer Wasser. Der Tidenhub ist so gering, dass er mit bloßem Auge kaum auffällt. Weiterhin ist das Ufer an der Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste praktisch überall zugänglich – so denn keine Klippe den Weg versperrt. Keine breiten Salzwiesengürtel verunmöglichen den Zugang, und kein allumfassender Nationalpark verbietet den Zutritt. Die Küste ist abwechslungsreich, vielleicht abwechslungsreicher als an der Nordsee, Sandstrände wechseln sich mit kiesigen Ufern und Steilküsten ab. Das Wasser ist blau und klar, Wellen branden als Ufer. Trotz Sommerferien finden sich menschenleere Abschnitte mit Sandstrand.
Hügelige gemüsebestandene Felder mit Buschwerk in den Senken wo kleine Bäche ihren Weg zum Meer suchen. Dann, fast unvermittelt, der Abbruch, Sand, Kies, Feuersteinknollen, dann das Meer. Unverbaut, bis auf wenige Buhnen. An der Nordsee versperrt fast überall, notwendigerweise, ein Deich den Blick zu Meer. Die Ufer sind festungsartig verbaut, dahinter endloser Schlick – zumindest wenn gerade Ebbe ist. Zwei Meere, auch wenn die Ostsee vielleicht nur ein etwas zu groß geratener See ist, die unterschiedlicher nicht sein könnten, kaum hundert Kilometer Land dazwischen – unglaublich.
Strande – das Deutschland der 70er Jahre
Anschließend ging es noch weiter nach Strande. Dem Olympiahafen der Sommerspiele 1972. Hier fanden damals die Segelwettbewerbe statt und so sieht es auch heute noch aus. Betonarchitektur der 70er Jahre, Platte, eine Zeitreise. Hier kostete ich dann Fischbrötchen von der Ostsee und, es war recht warm geworden, auch Eis. Dabei kam die Frage auf, gibt es eigentlich so etwas wie Ostseekrabben?

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