Weihnachtshochwasser in der Heimat

An der Küste ist der Deich nicht wegzudenken. Er ist da, er ist hoch und sicher. Er schützt das Land vor den Fluten der Nordsee. Die Gefahr ist präsent, jedes Jahr kommt es zu Sturmfluten – Allgemeinwissen. Das Bollkwerk tut seinen Dienst, wird erhöht und gesichtet. Die Ergebnisse der Deichschau finden sich regelmäßig in der lokalen Presse. Es ist daher schon etwas sonderbar, wenn man dann über die Feiertage in der alten Heimat bei der Familie ist und ausgerechnet in dieser Stadt der Deichbruch droht.

Ich komme gebürtig aus Hamm in Westfalen. Hamm liegt an der Lippe, einen kleinen Fluss, der den Nordrand des Ruhrgebietes markiert. Aufgrund des Steinkohleabbaus und der damit verbundenen Bergsenkungen liegen hier die mit 17m Höhe höchsten Deiche Deutschlands. Aufgrund des Wochenlangen Dauerregens trat der Fluss über die Ufer, die Deich hielten. Die Gefahr kam von der anderen Seite. In Hamm mündet das Flüsschen Ahse in die Lippe. Was an der Lippe gilt, galt auch hier: Hochwasser. Dieser kleine, 50km lange und nur wenige Meter breite Fluss schwoll zu einem reißenden Strom an und überflutete die dafür vorgesehenen Flächen. Das Wasser stand nun am Deich, dessen Existenz den meisten Menschen in Hamm vermutlich nicht einmal bekannt war.

Die Ahse hat in Hamm den dafür vorgesehen Hochwasserpolder geflutet.

Durch den wochenlangen Regen war der Deich aufgeweicht. Ausgerechnet am heiligen Abend entdeckten Anwohnende Sickerstellen und ein anschwellen des vorgelagerten Deichgrabens. Die Ursachen sind noch immer unklar, möglich ist vieles. Sicher ist, die Sickerstellen führten zu einem Großalarm. Der Deich drohte zu brechen und in der Folge drohte dem gesamten Wohngebiet die Überflutung. Es kam zu einem Großeinsatz, der bis zum Jahreswehsel andauern sollte. Hunderte Einsatzkräfte, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sicherten den Deich mit zehntausenden Sandsäcken. Die Pumpen liefen auf Hochtouren, ganze Straßenzüge verwandelten sich in Materiallager. So etwas hatten Hamm wohl noch nie gesehen.

Das bedrohte Wohngebiet mit dem schadhaften Deichabschnitt. Hinter dem Deich kämpfen hunderte helfende Hände um das Bollwerk. Dazu wurden zehntausende Sandsäcke aufgeschichtet und die Soester Straße in ein Materiallager verwandelt.

Am Ende waren die Anstrengungen von Erfolg gekrönt. Der Deich konnte mit großem Aufwand gehalten werden. Die Pegelstände sind inzwischen wieder gesunken.
Es zeigt sich, egal wie groß oder klein das Gewässer sein mag. Jeder Fluss birgt einen Gefahr, in Zeiten des Klimawandels und den damit immer öfter festgefahrenen Wetterlagen rückt diese wieder mehr in unser Blickfeld. Die Schutzeinrichtungen, wie etwa die Deiche müssen in einem einwandfreien Zustand gehalten werden. Wir sollten gewarnt sein. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt.

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